Wilder See – Seebach [+ Hinweise zu Sperrungen]

Strecke: 13,2 km
Dauer: 4 Stunden
Aufstieg: 450 hm
Abstieg: 440 hm
Niedrigster Punkt: 700 ü. d. M.
Höchster Punkt: 1050 ü. d. M.
Bewertung
Kondition
Technik
Erlebnis
Landschaft
[tsmap track=30]
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Es ist heiß und du suchst eine Tour mit Schatten? Aussicht wäre natürlich auch schön…

Da haben wir etwas für dich. Der „Wildsee“ oder auch „Wilder See“ bei Seebach in der Nähe des Ruhesteins.

Hier ein paar Tipps für deine Tour, zu den Sperrzeiten der Strecke und auch zu den Tieren und Pflanzen, die du dort im Naturschutzgebiet findest.

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Wilder See – die Wanderung

„Wild“ ist der See nicht wirklich. Er ist eher ruhig und verträumt. Auf dem Weg zum See geht es allerdings über Stock und Stein. Wir würden die Tour als wild-romantisch beschreiben. Deshalb sind wir sie auch an unserem Hochzeitstag gegangen… 😉

Wir empfehlen für die Strecke, besonders für ungeübte Wanderer, festes Schuhwerk. Die Wege sind größtenteils nicht befestigt und man muss immer wieder über Baumstämme klettern.

Den Rucksack mit ein paar kulinarischen Hochzeits-Überraschungen gepackt fuhren wir zum „Parkplatz Seilbelseckle“.

Tiere des "Rotwildgeheges Hinterlangenbach"Pin
Tiere des „Rotwildgeheges Hinterlangenbach“

Die ersten vier Kilometer, bis Hinterlangenbach, geht es nur bergab. Kurz bevor wir in den Ort kamen, sahen wir auf einmal imposante Hirsche. Wie wir etwas später bemerkten, gehörten sie zum „Rotwildgehege Hinterlangenbach“. Nach der Ortschaft geht es die zuvor abgestiegenen Höhenmeter wieder hinauf bis zu einem wunderschönen felsigen Pfad.

Am See angekommen suchten wir uns einen schönen Platz zum Vespern. Der fast runde See ist wie der Wald um ihn herum geschützt. Deshalb kann man ihn auch nicht umrunden – Er gehört ja schließlich den Fischen, Wasservögeln und Insekten. Entweder man rastet also an dem kleinen Sandstrand unten am Ufer, oder – wie wir – einfach am Weg auf einem der umgefallenen Baumstämme.

Endlich gab es die mühsam getragenen Leckerbissen. Sogar Bionade hatten wir zur Feier des Tages hier hergeschleppt… (den Sekt gab es dann abends zu Hause ;-))

Blick auf den SeePin
Blick auf den See

Das folgende „Wildseewegle“ (es heißt wirklich so! :-)) ist wunderschön. Da die umgefallenen Baumstämme hier im Bannwald auch auf den Wegen einfach liegen gelassen werden, muss man immer wieder etwas klettern oder sich darunter hindurchzwängen.

Wer möchte, kann nach der Steigung kurz links auf den Michael-Gläser-Weg abbiegen und den Blick von oben auf den „Wilden See“ genießen. Die Strecke musst du dann allerdings wieder zurückgehen. Weiter geht es dann Richtung Holzhütte/Torfweg.

Auf dem letzten Teil der Wanderung wurden wir immer wieder mit wunderschönen Aussichten beschenkt. Im Unterschied zum Rest der Tour liegt der Weg nicht mehr im dicht bewaldeten Tal. Auf dem Weg zum „Achertalblick“ hast du schon Aussichten über Teile des Schwarzwaldes. Wir hatten zum Glück noch einen kleinen Nachtisch dabei und gönnten uns deshalb hier noch einmal eine kleine Pause.

Nachtisch mit AusblickPin
Nachtisch mit Ausblick

An den Aussichtsbänken angekommen, kannst du bei gutem Wetter über die komplette Rheinebene bis hinüber in die Vogesen schauen. Obwohl es kalt war, wärmte uns die Sonne auf den letzten Kilometern ziemlich auf.

amuel genießt den - leider etwas dunstigen - Blick Richtung FrankreichPin
Samuel genießt den – leider etwas dunstigen – Blick Richtung Frankreich

Der Rest der Tour führt dich über einen einfach begehbaren Wanderweg zurück zum Parkplatz.

Artenschutzrechtliche Sperrungen

Ja, das ist uns auch schon passiert: mitten im Wald ist der Weg einfach komplett gesperrt – ohne Umleitung. Warum?

Bei solchen Sperrungen handelt es sich im Nationalpark Schwarzwald um saisonale Wintersperrungen. Diese gibt es übrigens nicht zum Schutz des Wanderers – wie beispielsweise bei Fällarbeiten – sondern zum Schutz der Wildtiere.

Im Nationalpark soll die Natur und damit auch die Tierwelt ganz bewusst geschützt werden. Im Winter, und besonders am Ende des Winters, haben Wildtiere kein besonders großes Energielevel. Sie finden viel weniger Futter in dieser Zeit. Ein einzelner Wanderer kann solche Tiere, wie etwa ein Auerhuhn, aufschrecken und in großen Stress versetzen. Oft wird das vom Wanderer noch nicht einmal bemerkt.

Aktuelle Infos zu den Sperrungen findest du hier.

Naturliebhaber schützen die NaturPin
Naturliebhaber schützen die Natur

Es ist also sinnvoll auf die Sachkenntnis der Nationalparkmitarbeiter zu vertrauen und die Wildruhezonen zu respektieren. So bleibt uns die wertvolle Tierwelt erhalten und wir können sie wieder genießen, wenn die Strecken freigegeben werden.

Warum wir das an dieser Stelle schreiben? Auch die Strecke zum Wildsee ist einen großen Teil des Winters und im Frühjahr gesperrt. Besser du planst diese Strecke also zwischen Juni und Oktober.

Touralternative

Du kannst deine Tour auch vom Ruhestein aus planen. Von dort aus geht es erst auf die „Grinde“ des Seekopfs. Diesen ersten Teil kannst du aber auch mit dem Sessellift zurücklegen. Danach geht es hinunter zum Wildseeblick.

Wusstest du schon?

Als „Grinde“ werden die fast baumfreien Feuchtheiden im Schwarzwald bezeichnet. Man findet sie auf den abgeflachten Buntsandstein-Höhenrücken. Anfang des 19. Jahrhunderts gab es noch viel mehr solcher Gebiete. Heute findet man Grindenflächen nur noch auf den höchsten Lagen des Nordschwarzwaldes um Hornisgrinde, Schliffkopf und Kniebis. Sie sind allerdings sehr wichtig für das ökologische Gleichgewicht und haben hier auch über Jahrhunderte die Landschaft geprägt. Deshalb stehen die noch erhaltenen Grinden zum Großteil unter Naturschutz.

Wer trittsicher ist, kann rechts direkt die Karwand hinunter zum Wildsee gehen. Alle anderen können erst einmal geradeaus und erst 400 Meter später rechts abbiegen. Für den Rest der Strecke zum See kannst du dich an der Beschilderung orientieren.

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Fauna und Flora am Wilden See

Der Wilde See liegt im Bannwald, mitten in der Kernzone des Nationalparks Schwarzwald. Hier wurde seit 1911 kein Baum mehr gefällt!

Wie sich das auf die Natur auswirkt, kannst du hier wunderbar beobachten. Nach mehr als 100 Jahren freie Entwicklung bekommt man einen kleinen Eindruck davon, wie der Schwarzwald aussah, bevor wir Menschen hier angefangen haben alles zu verändern.

Bei einem genaueren Blick in den Wald ist uns beispielsweise aufgefallen, dass man alle Lebensphasen des Waldes gleichzeitig sehen kann. Es gibt winzige Baumkeimlinge, aber auch junge oder schon etwas ältere Bäume. Faszinierend finden wir aber definitiv die Baumriesen. Auch hier auf dem Weg vom See hinauf Richtung Darmstädter Hütte kannst du eine alte Weißtanne bestaunen.

Wusstest du schon?

Die alte Weißtanne, auch „Großvatertanne“ genannt, wurde wahrscheinlich gleich nach dem großen Waldbrand 1800 gepflanzt. Die unteren Äste zeigen, dass der massive Baum lange Zeit allein gestanden haben muss. Sonst hätte er nicht solche Äste ausgebildet. Damals gab es dort nicht so viele Bäume, weil der Ort als Weidefläche genutzt wurde. Erst ab 1832 wurde die Viehbeweidung nur noch auf die Grindehochflächen beschränkt.

Noch eine weitere Lebensphase, die man in den Forstwäldern so gut wie nie zu sehen bekommt, sind die bereits abgestorbenen entrindeten Stämme, die noch ziemlich lange stehen, bevor sie zusammenbrechen.

Muss man da nicht mal „aufräumen“? Die Natur gibt uns die Antwort: Dieser Waldteil ist einer der artenreichsten Lebensräume im gesamten Grindenschwarzwald. Besonders dort, wo viel Totholz liegt, oder noch steht, gib es viel „Leben“.

Der zuckersüße Sperlingskauz ist das Maskottchen des Nationalparks und wohnt auch am WildenPin
Der zuckersüße Sperlingskauz ist das Maskottchen des Nationalparks und wohnt auch am Wilden See

Sogar Tierarten, die auf der „Roten Liste“ stehen, fühlen sich hier wohl. Hier kannst du Heuschrecken, Schmetterlinge, Hochmoor-Libellenarten und Hunderte von Holzkäfer- und Laufkäferarten beobachten. 11 Arten konnten sogar nur in diesem Gebiet nachgewiesen werden.

Im Nationalpark brüten ungewöhnlich viele Vögel. Vögel, die du sonst nur selten antreffen wirst, sind das Auerhuhn und die Ringdrossel. Auch der zuckersüße Sperlingskauz wohnt am Wilden See. Er ist gleichzeitig auch das Maskottchen des Nationalparks. Auch typische Nadelwaldbewohner kannst du hier sehen. Dazu gehören Fichtenkreuzschnabel, Winter- und Sommergoldhähnchen, Tannen- und Haubenmeisen, Zitronengirlitz, Waldschnepfe, Rauhfußkauz und Gartenrotschwanz.

Spechte gibt es hier in allen Ausführungen: Buntspecht und Schwarzspecht finden hier genug Nahrung. Auch der seltene Dreizehenspecht ist hier noch vertreten. Leider ist der Bestand dieser typischen „Totholzspeche“ schon wieder gefährdet.

Wusstest du schon?

Der Dreizehenspecht ernährt sich von Borkenkäfern. Bei einer Temperatur von – 12 °C muss der Specht täglich 3200 Borkenkäfer finden, um seinen Energiebedarf zu decken.

Jungvögel werden größtenteils mit Bockkäferlarven gefüttert. Um die Larven zu finden, benötigt der Dreizehenspecht vom Borkenkäfer befallene, noch stehende oder schon seit Jahren liegende, tote Bäume. Nur so kann er ausreichend Bockkäferlarven finden.

Das erklärt, warum es gerade im Winter für die Tiere im Wald oft schwierig ist zu überleben.

Auch große Säugetiere gibt es im Bannwald am Wilden See. Du kannst in der Dämmerung auf Rehe, Hirsche und Wildschweine treffen.

Hintergründe

Der fast runde Wilde See ist ein Karsee und liegt auf 910 Hm relativ hoch. Er hat eine Fläche von 2,4 ha, ist etwa 11,5 m tief und entwässert über die Schönmünz zur Murg. Er wurde früher als Treibsee genutzt. Heute ist er leicht angestaut.

Die Durchschnittstemperatur beträgt übrigens nur 5-6 °C. Aber da man sowieso nicht darin schwimmen darf, stört das ja auch niemanden… 😉

Wusstest du schon?

Treibseen wurden früher für den Transport der in der Nähe abgeholzten Baumstämme genutzt. Der See wurde aufgestaut und nach und nach mit Baumstämmen gefüllt. Sobald genug Stämme im See lagen, wurde der Damm geöffnet und die Stämme rauschten mit dem Wasser ins Tal.

Das Gebiet um den See wurde schon 1911 als Bannwald ausgewiesen. Damit ist es das älteste Naturwaldreservat in Baden-Württemberg. Seit 1939 gehörte er dann mit zum „Naturschutzgebiet Wilder See – Hornisgrinde“. 1998 wurde das Gebiet auf 150 ha vergrößert. Seit 2014 liegt das Gebiet im neu eingerichteten Nationalpark Schwarzwald.

Geformt wurde auch dieser Karsee von einem Eisgletscher in der letzten Eiszeit. Der Gletscher bildete sich an dieser schattigen, kalten Stelle, weil der Schnee dort nicht wegschmolz und sich so immer mehr verdichten konnte. Das harte Eis konnte in dem weiche Buntsandstein im Nordschwarzwald relativ gut eine tiefe Mulde hobeln. Darin blieb dann der heutige Wilde See zurück.

Der weiche Buntsandstein ist auch der Grund, warum es im Südschwarzwald viel mehr Kare gibt als im Südschwarzwald. Dort ist der Untergrund viel härter.

Im Gegensatz zu anderen Karseen, wie etwa dem Huzenbacher See, hat der Wilde See keinen Schwingrasen.

Die Karseen im Schwarzwald

Nach der letzten Eiszeit gab es im Schwarzwald noch mehr als 100 Karseen. Die meisten davon sind heute allerdings „verlandet“ und bilden Moore. Nur wenige können wir heute noch als Seen besuchen. Manche dieser Seen wurden durch künstliche Aufstauungen wieder „hergestellt“.

Wusstest du schon?

Was ist eigentlich Verlandung? Man kann es schon aus dem Namen heraushören. Ein See oder ein anderes Gewässer nimmt immer mehr den Charakter von „Land“ an. Das passiert durch eine natürliche Auffüllung mit organischem Material. So entsteht daraus ein Moor und bei weiterer Entwässerung wird daraus Festland.

Oft findet man im Wald auch Bezeichnungen wie „Blinder See“ oder „Weiher“. An diesen Stellen lag meist vor wenigen Jahrhunderten noch ein richtiger See. Die Bezeichnung „Misse“ findet man häufig im Nordschwarzwald. Es bezeichnet eine sumpfige Stelle oder ein Moor.

Außer dem Wilden See gibt es noch 11 weitere Karseen im Schwarzwald, die sich bis heute erhalten haben. Acht davon befinden sich im Nordschwarzwald, drei im Südschwarzwald:

Karseen im Nordschwarzwald

Huzenbacher See (Landkreis Freudenstadt)
Ellbachsee (Landkreis Freudenstadt)
Buhlbachsee (Landkreis Freudenstadt)
Sankenbachsee (Landkreis Freudenstadt)
Glaswaldsee (Landkreis Freudenstadt)
Mummelsee (Landkreis Ortenaukreis, an der Schwarzwaldhochstraße)
Herrenwieser See (Landkreis Rastatt)
Schurmsee (Landkreis Rastatt) ca. 4 Kilometer entfernt ist der Blindsee

Karseen im Südschwarzwald

Feldsee (Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald)
Titisee (Breisgau-Hochschwarzwald)
Nonnenmattweiher (Landkreis Lörrach)

Touristeninformation

Einkehren kannst du im Café im Nationalparkzentrum am Ruhestein oder in der Schänke neben dem Sessellift am Ruhestein. Auch die Darmstädter Hütte ist bewirtschaftet.

Es werden übrigens auch Rangerführungen zum Wilden See angeboten. Die Teilnehmeranzahl ist begrenzt und es ist eine Anmeldung erforderlich.

Anfahrt und Parken

Parkplatz am Skilift ... (hier ein Bild aus dem Winter ;-))Pin
Parkplatz am Skilift … (hier ein Bild aus dem Winter ;-))

Der Parkplatz Seilbelseckle liegt direkt an der Schwarzwaldhochstraße (B500). Auch wenn du die alternative Tour vom Ruhestein aus machen möchtest, erreichst du den dortigen Parkplatz über die Schwarzwaldhochstraße.

Verschiedene Buslinien pendeln auf dieser sehr beliebten Straße. Wenn du mit öffentlichen Verkehrsmitteln anreisen möchtest, solltest du dir allerdings genau ausrechnen, wie lange du für deine Tour benötigst und wann genau dein Bus fährt. Denn die Busse fahren nicht sehr frequentiert.

Fazit

Der Besuch am Wilden See war für uns wirklich einen Besuch wert. Wer sich in den Bannwald wagt, sollte sich bewusst sein, dass dort seit Jahrzehnten nicht mehr „aufgeräumt“ wird. Der Wald wird langsam wieder so ursprünglich, wie er einmal war. Wer die Natur so genießen möchte, wird sich an diesem Karsee wohlfühlen.

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Samuel und Anja: Autoren von Berginstinct
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