Türkisblaues Wasser vor einer traumhaften Bergkulisse. Ist das auch dein Traum? Dann mache ihn zur Wirklichkeit!
Der Pragser Wildsee liegt in Südtirol, eingebettet in hohe Felsmassive. Wenn die Sonne scheint, leuchtet er türkisblau. Er ist leicht erreichbar und in einer bis zwei Stunden zu Fuß umrundet. Möglich sind auch Bootsfahrten auf dem See. Und: wusstest du schon, dass der See zum Set einer der erfolgreichsten italienischen Fernsehserien der vergangenen Jahre wurde?
Wir helfen dir bei der Planung deiner Tour, bei der Parkplatz- oder Campingplatzsuche. Wir hatten leider auch die eine oder andere Enttäuschung. Damit es dir nicht genauso geht, geben wir dir hier einige Tipps.
Ein Ausflug an den See
Wir waren im Herbst mit dem Wohnmobil drei Wochen in Südtirol. Am Pragser Wildsee kamen wir an, nachdem wir unsere Klettertour auf den Rotwand-Klettersteig mit Masaré gegangen waren.
Der Pragser Wildsee (Lago di Braies) liegt auf 1494 Hm, etwas südlich von Prags im Hochpustertal. Er hat eine Gesamtfläche von etwa 30 ha und ist 36 m tief. Entstanden ist er nach einem Murenabgang am heutigen Nordufer. So konnte sich das Wasser dort stauen. Der Wasserspiegel sinkt allerdings seit Jahren.
Tipp!
Wir waren an einem Montag im Herbst, außerhalb der Ferienzeiten am Pragser Wildsee. Trotzdem hatten wir das Gefühl, mehr damit beschäftigt zu sein, andere Leute zu grüßen als den See anzuschauen. Anjas Opa würde so einen Weg „Grüß-Gott-Wegle“ nennen…
Unser Tipp lautet also definitiv: Wenn du dich nicht in eine riesige Schlange von Touristen einreihen möchtest, solltest du deinen Ausflug an den See nicht gerade an einem Sonntag in den Sommerferien planen… 🙂
Direkt hinter dem See baut sich das Massiv des 2810 Hm hohen Seekofels auf. Der türkiesfarbene See gehört zum Naturpark Fanes-Senes-Prags und gehört zum Dolomiten UNESCO-Weltnaturerbe. Er bildet auch den Startpunkt für den Dolomiten-Höhenweg Nr.1.
Den See umrunden
Wir waren am Tag nach unserer Klettertour noch ziemlich fertig und wollten nur ausspannen und etwas spazieren gehen. Deshalb entschieden wir uns für eine einfache Umrundung des Sees.
Der Seeweg ist sicher ausgebaut, gut markiert und kann auch von Kindern und Älteren gut begangen werden. Teilweise verläuft die Wegstrecke direkt am Seeufer entlang und an manchen Abschnitten etwas höher auf den Felsen in den bewaldeten Hängen. Rund um den See gibt es Sitzmöglichkeiten zum Picknicken wie auch sonnige Stände für ein Fußbad im See.
Wir entschieden uns für eine Umrundung gegen den Uhrzeigersinn. Anfangs hielten wir die Augen offen nach einem ruhigen Picknickplatz, an dem wir ungestört vespern konnten und wurden auch fündig.
Anfangs führt der Weg als breiter Waldweg immer dem Seeufer entlang. Immer wieder führen kleine Trampelpfade zu kleinen Aussichtsfelsen, auf denen man die Sonne genießen kann. Diese waren leider alle schon besetzt als wir kamen. Deshalb picknickten wir direkt am Seeufer.
Nach dieser Stärkung ging es oben auf dem Wanderweg weiter. Immer wieder hast du die Möglichkeit, unglaublich schöne Bilder des Natur-Farbspiels zu machen.
Wer möchte, kann es sich auch auf einer der Sitzbänke gemütlich machen, wenn er eine ergattern kann… 😉
Diese Seite des Sees kann übrigens auch gut mit einem Kinderwagen oder Rollstuhl befahren werden. Das ändert sich allerdings auf der Hälfte der Strecke.
Wusstest du schon?
… woher der Pragser Wildsee seine smaragdgrüne Farbe hat?
Viele Seen im Hochgebirge leuchten in hellen Türkies-Farben. Das liegt an den vielen Mineralien, die entweder durch Gletscher oder durch das Gestein ins Wasser gelangen. Wenn dann die Sonne darauf scheint, wirkt das Wasser grau. Setzen sich die Partikel teilweise ab, wirkt der See Türkies.
Schon bald haben wir den hintersten Teil des Sees erreicht. Dort befindet sich ein breiter Strandbereich mit einigen Sitzbankgruppen und Möglichkeiten zum Entspannen. Hier findest du übrigens auch eine öffentliche „Trockentoilette“.
Überall findest du hier Steinmännchen. An einer Stelle gibt es sogar eine ganze Steinmännchen-Armee… 🙂 Wer möchte, kann sich hier ebenfalls verewigen.
An dem großen Geröllfeld steht ein Wegweiser, der den Wanderern, die noch etwas mehr vorhaben, den Weg weist. Uns reichte an diesem Tag allerdings der gemütliche Spaziergang über den „Seeweg“…
Hier beginnt der – zumindest für uns – schönere Teil der Strecke. Der Pfad wird enger und führt teilweise dicht an der Felswand vorbei. Über Treppen machten wir ziemlich schnell einige Höhenmeter. So konnten wir den See aus einer anderen Perspektive sehen.
Später führt eine Holzbrücke über einen schmalen Arm des Sees. Überall sieht man Menschen, die die Sonne an diesem schönen Herbsttag genießen. Wir sahen auch viele Familien mit Kindern, die die Natur und die Nähe zum Wasser genießen. Als wir eine Mutter mit zwei Kindern überholten, hörten wir, wie sie den beiden während dem Spazieren ein selbst erfundenes Märchen erzählte. So vergeht die Zeit beim Wandern natürlich wie im Flug :-).
Danach erreichten wir das Bootshaus. Es ist ein Pfahlbau, der im Wasser steht. Über einen Steg kann man die Boote erreichen. Den Steg darf man allerdings nur betreten, wenn man eines der nostalgischen Boote gebucht hat. Weitere Infos dazu findest du unter „Andere Freizeitangebote“.
Der Blick vom Bootshaus über den See, mit der Felswand im Hintergrund kam mir sehr bekannt vor. Dieser Panoramablick wurde schon tausendfach (oder millionenfach? :-)) fotografiert. Im Internet findest du sehr viele Bilder aus dieser Perspektive. Natürlich machte ich auch mein obligatorisches Foto davon… (siehe Beitragsbild).
Danach ging es für uns direkt zurück zum Wohnmobil auf dem Parkplatz, denn die Parkuhr lief… Als wir auf dem Campingplatz in Toblach eingecheckt hatten, gab es nach einer ausgiebigen Dusche das wohlverdiente Abendessen.
Barrierefreiheit am Pragser Wildsee
Ein Teil des Weges um den See ist auch für Kinderwägen und Rollstühle geeignet. Dieser Forstweg verläuft auf der westlichen Seite des Sees bis zum Südufer (vom Hotel aus mit Blick Richtung See die rechte Seite). Der zweite Teil auf der anderen Seeseite ist steil und führt über Stufen.
Auf der östlichen Seite ist der erste Wegabschnitt mit Hilfestellung auch für Rollstuhlfahrer erreichbar. Dort befindet sich ein schöner Aussichtspunkt. Danach wird der Weg zu steil.
Längere Touren am Pragser Wildsee
Wer dem Menschenauflauf auf dem Seeweg etwas entgehen möchte, kann eine der Wanderungen in die umgebenden Felsmassive machen. Diese Touren sind auch super, wenn du in der Gegend um den See deine Unterkunft gebucht hast. Hier ein paar Tipps für etwas längere Wanderungen:
Über Innerprags zu Fuß zum See
Entlang der Straße zwischen der Pustertaler Staatsstraße (SS49) und dem Pragser Wildsee gibt es viele Übernachtungsmöglichkeiten. Vom Hotel Edelweiß oder einem anderen Gasthof kannst du den See innerhalb von 2h zu Fuß erreichen. Dabei passierst du die kleine Ortschaft Innerprags.
Anfangs ist der Aufstieg etwas steiler, später aber nicht mehr besonders anstrengend. Dabei wanderst du meistens auf befestigten Wanderwegen. Zwei Kilometer musst du auf Asphalt zurücklegen. Am See angekommen, kannst du auch noch einen Abstecher zur Grünwaldalm machen. Dafür benötigst du hin und zurück etwa 45 Minuten länger (100 Hm).
So kannst du übrigens auch in der Hochsaison trotz der Straßensperre an den See gelangen. Die Sperrung gilt nämlich für Radfahrer und Fußgänger nicht.
Plätzwiese und Dürrenstein
Lohnend ist unter anderem ein Ausflug zur Plätzwiese. Für diese Höhenwanderung musst du eine Gehzeit von etwa 6h einrechnen. Die Plätzwiese ist eine wunderschöne Almwiese von der aus du ein grandioses Bergpanorama genießen kannst. Richtung Süden siehst du hier die Cristallo-Gruppe. Richtung Westen kannst du den Hohen Gaisel mit der Kleinen Gaisl und der Schlechtgaisl sehen. Außerdem hast du freien Blick auf den Dürrenstein.
Wer möchte, kann von der Plätzwiese auch noch einen Abstecher zum Dürrenstein machen. Von dort aus kannst du sogar die 3 Zinnen, den Großglockner und den Großvenediger sehen.
Seekofel und Seekofelhütte
Eine Besteigung des Seekofels und Besuch der Seekofelhütte dauert ebenfalls etwa 6 Stunden (Hin- und Rückweg), (mit Gipfelbesteigung 8h). In der Seekofelhütte kannst du einkehren. Übrigens: Auf dieser Strecke kannst du am Wegesrand Edelweiß finden und, wenn du Glück hast, sogar Steinböcke sehen. Die Strecke ist nur mittelschwer, aber sehr lang und kräftezehrend.
Großer Rosskopf
Vom Großen Rosskopf hast du eine unglaubliche Rundumsicht. Die Tour ist ziemlich anstrengend und, wahrscheinlich deshalb, wenig frequentiert. Hier kannst du also Natur pur genießen. Für diese Strecke ist Trittsicherheit, Schwindelfreiheit und Ausdauer nötig. Einige Stellen sind ziemlich steil, aber mit Seil gesichert. Die Gehzeit beträgt etwa 6h bei 1010 Hm ohne Abstecher auf den Gipfel. Wer sich die Aussicht nicht entgehen lassen will, kann dann noch die restlichen 115 Hm dazunehmen.
Andere Freizeitangebote
Am Südufer befinden sich einige Strände mit Platz zum Spielen und Sonne tanken. Im Pragser Wildsee darf man übrigens auch baden. Die Frage ist nur, ob man das bei einer maximalen Wassertemperatur von 20 °C im Hochsommer wirklich möchte… 😉
Wer nicht ganz so abgehärtet ist, entscheidet sich dann vielleicht eher für die Bootstour. Der Bootsverleih hat von Juni bis Oktober täglich geöffnet. Die Preise sind allerdings – wie alles andere um den See – ziemlich saftig. Für eine halbe Stunde zahlst du 19,00 € und für eine Stunde 29,00 €. Schön finden wir, dass es keine Plastik-Tretboote gibt, sondern nur die hübschen hölzernen Ruderboote.
Da sich der See in einem Naturschutzgebiet befindet, ist das Fliegen mit Drohnen verboten.
Einkehrmöglichkeiten
Direkt am See gibt es das „Hotel Lago di Braes“, „Emmas Bistro (Self-Service)“ und das „Bar Chalet“. Ersteres sieht sehr schick aus, laut vieler Bewertungen lässt allerdings sowohl das Essen wie auch die Bedienung zu wünschen übrig. Die beiden anderen kann man eher als Schnell-Imbiss oder Bar einstufen. Aber auch hier raten die Bewertungen eher zu Vorsicht.
Alle stehen so ziemlich nebeneinander zwischen Parkplatz und See. Und noch etwas haben alle gemeinsam: man bekommt wenig für viel Geld… Deshalb suchten wir uns eine idyllische Stelle am See und verspeisten unsere mitgebrachten belegten Brote direkt am See :-).
Es lohnt sich den Hunger etwas aufzusparen für eines der Restaurants etwas abseits vom See im Pragsertal.
Rekord-Besucherzahlen
Als wir unseren Besuch zum Pragser Wildsee geplant hatten, war uns noch nicht bewusst, was für ein Touristenmagnet er geworden ist. Spätestens bei der Parkplatzsuche war uns allerdings klar, dass wir nicht allein sein würden…
Die italienische Fernsehserie „Die Bergpolizei – Ganz nah am Himmel (Un passo dal cielo)“ mit Terence Hill, die teilweise dort gedreht wurde, hat den See unglaublich bekannt gemacht.
Wusstest du schon?
Der See ist mittlerweile an seine Belastungsgrenze gekommen, und die Anwohner auch. 2018 gab es noch keine Besucherbeschränkungen. Am 16. August wurden 17.874 Besucher an nur einem Tag gezählt. Im kompletten August kamen 400.000 Touristen an den See.
Seitdem wollen die Pragser gemeinsam mit der Stiftung Dolomiten UNESCO die Besucherzahlen drastisch senken. Das gesamte Tal ist im Hochsommer von 09.30 Uhr bis 16.00 Uhr für Pkws nur gegen Vorweis einer Parkplatzreservierung oder einer gültigen Durchfahrtsgenehmigung passierbar. Frei gewordene Parkplätze dürfen auch nicht mehr aufgefüllt werden. Sonst würden sich die Autos bis zur Hauptstraße stauen.
Auch der Busverkehr wird beschränkt. Die Buslinien 439 und 442 bringen die Gäste von Welsberg und Niederdorf zum See. Die Tickets dafür können jetzt nur noch online gebucht werden.
Für Fußgänger und Fahrradfahrer gelten die Beschränkungen nicht. Wenn du allerdings vorhast im Restaurant am See einzukehren, musst du das im Vorhinein ebenfalls online anmelden.
Anfahrt und parken
Um zum See zu gelangen, musst du zwischen Bruneck und Toblach von der Durchgangsstraße auf eine kleine Straße Richtung Süden abbiegen.
Wer unbedingt im Hochsommer anreisen möchte, muss sich an die Besucherbeschränkungen halten, die du unter „Rekord-Besucherzahlen“ findest. Ansonsten gilt, „wer zuerst kommt, parkt zuerst“. Es gibt einen Parkplatz, direkt zwei Minuten vom See entfernt. Diese „Seenähe“ darf man natürlich auch bezahlen – 18,00 € kostet mittlerweile ein Tagesticket!
Wir hatten ursprünglich vor, dort zu übernachten, entschieden uns dann aber doch zu einem Campingplatz bei Toblach zu fahren. Für die Zeit unserer See-Umrundung konnten wir stundenweise bezahlen.
Tipp!
Eine kleine Info für Wohnmobil-Fahrer:
Auf dem Parkplatz direkt am See, und auch am Kiosk-Parkplatz etwas weiter entfernt, zahlt man Unmengen – allein für den Stellplatz. Es gibt keine Möglichkeit zum Frischwasser auffüllen oder zur Abwasserentsorgung. Auch die öffentlichen Toiletten sind gebührenpflichtig.
Nur um eine Nacht direkt im Touristengewimmel zu verbringen, empfinden wir diese Preise einfach als unverschämt. Den Campingplatz in Toblach können wir dagegen wirklich empfehlen.
Ein bisschen Geschichte…
Das Hotelgebäude am Pragser Wildsee hat eine lange Geschichte. Es wurde 1899 das erste Mal eröffnet. Anfang Mai 1945 spielte sich dort ein wichtiges Ereignis des zweiten Weltkriegs ab.
Der Reichsführer Heinrich Himmler ließ unter Absprache mit Ernst Kaltenbrunner im April 1945 die prominentesten politischen Häftlinge des NS-Staates aus deutschen KZs ins Pustertal nach Niederdorf bringen. Dazu gehörten unter anderem der ehemalige österreichische Bundeskanzler mit Frau und Tochter, der frühere französische Ministerpräsident mit Ehefrau, der ehemalige ungarische Ministerpräsident, sowie Familienangehörige des Hitler-Attentäters von Stauffenberg. Sie dürften auf keinen Fall lebend in die Hand der Feinde geraten.
Die NS-Führung wollte die Gegend von Bayern bis ins Trentino gegen die Alliierten verteidigen. Himmler und Kaltenbrunner glaubten, sich durch Erpressung eine günstige Verhandlungsposition verschaffen zu können. Die insgesamt 139 sogenannten Sonderhäftlinge aus siebzehn europäischen Nationen wollten sie dafür als Geiseln eingesetzen.
Der Wehrmachtsoffizier Wichard von Alvensleben konnte die Gefangenen allerdings letzten Endes aus der Gewalt der SS befreien. Er brachte sie drei Wochen lang im Hotel „Pragser Wildsee“ unter. Von dort wurden sie im Mai 1945 von der US-Armee befreit.
Im Hotel befindet sich zur Erinnerung an diese Geschichte das „Zeitgeschichtsarchiv Pragser Wildsee“. Jedes Jahr, um den 20. Juli herum, treffen sich hier auch Angehörige Stauffenbergs und andere Widerstandskämpfer.
Fazit
Der Pragser Wildsee ist eine absolute Naturschönheit und einen Besuch wert. Leider ist er aber, durch die leichte Zugänglichkeit und den mittlerweile großen Bekanntheitsgrad, touristisch völlig überlaufen. Wer die Zeit und die Möglichkeit hat, kann allerdings eine der Touren in den angrenzenden Bergmassiven gehen. Dort kann man die Natur noch ungestört genießen.
Auch uns hat der See mit seinen smaragdgrünen Farbnuancen wirklich sehr gut gefallen. Da wir in der Natur allerdings lieber allein sind, werden wir den See in Zukunft eher den Fototouristen überlassen… 😉
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