Was ist ein Karsee? Was hat die Eiszeit damit zu tun? Na, in Erdkunde nicht aufgepasst? Kein Problem. Hier kannst du dein Wissen interaktiv aufpolieren. Bei einer Wanderung am Huzenbacher See trifft Erdkunde und Geschichte auf Abenteuer.
Wir zeigen dir in diesem Beitrag wie du deine Wanderung planen kannst und geben dir alle wichtigen Hintergrundinfos an die Hand.
Wanderung zum Huzenbacher See
Ein wunderschöner Frühlingstag im April. Da mussten wir natürlich raus! Unser Foto-Toni hat uns ebenfalls begleitet. Mit Kameras und Drohne ausgestattet starteten wir unsere Tour etwas außerhalb von Huzenbach.
Achtung!
Die Strecke ist auch für Kinder machbar, wenn sie trittsicher sind und ausreichend Kondition für die knapp 500 Höhenmeter mitbringen. Ein Schild warnt am Anfang des Wurzelsteigs, dass festes Schuhwerk nötig ist und der Pfad nur für geübte Wanderer auf eigene Gefahr gegangen werden darf.
Wir empfanden es technisch nicht als übermäßig schwierig. Wichtig ist allerdings, dass du beim Gehen immer ein Auge auf den unebenen Boden hast. Die Gegend ist außerdem mit vielen kleinen Bächen und Rinnsalen durchzogen. Immer wieder machen solche Mini-Bächlein auch bei schönstem Sonnenschein den Pfad rutschig.
Bis zum See führt allerdings ein breiter Schotterweg, der auch mit Kinderwagen befahren werden kann.
Zuerst spazierten wir gemütlich durch Huzenbach. In der Seebachstraße bogen wir dann links ab, immer dem Seebach entlang in den Wald hinein. Hier geht es einen geschotterten Waldweg immer leicht bergauf.
Nach etwa drei Kilometern überschreiten wir die Grenze zum Nationalpark Schwarzwald. Hier ist auch der Wald gleich etwas uriger. Umgestürzte Bäume werden hier ohne Eingriff von Menschen im Wald gelassen. Überwachsene Stämme und junge Triebe zeigen schön den ursprünglichen Charakter des Waldes.
Nach einem zähen Aufstieg über den Schotterweg waren wir froh endlich den See erreicht zu haben. Hier gönnten wir uns einen knackigen, grünen Apfel. 🙂
Der Huzenbacher See ist 250 Meter lang und 145 Meter breit. Er ist an der tiefsten Stelle 7,5 Meter tief. Er wirkt allerdings viel kleiner. Das liegt an dem „Schwingrasen“ und dem Teichrosengürtel, der in der Blütezeit besonders schön ist. Das ist die erste Natur-Sehenswürdigkeit am Huzenbacher See.
Wusstest du schon?
Schwingrasen entsteht bei der Verlandung von Gewässern. Dabei bildet sich eine schwimmende Pflanzendecke aus Moosen und anderen Pflanzen auf der Wasseroberfläche.
Rings um den See erheben sich die Karwände bis zu 160 Meter. Seinen Namen hat der See von der ehemaligen Forstabteilung. Das damalige Revier von Klosterreichenbach nannte man auch „Grenz-Hut“. Die Stelle, an der der See liegt, wurde „Hut zum Bach“ genannt, kurz: Huzenbach.
Wir umrundeten einen Großteil des Sees im Uhrzeigersinn. Auf der anderen Seite angekommen, beginnt ein wunderschöner Wurzelpfad. Wir verlassen also den breiten Schotterweg und es geht steil nach oben.
Hier steht das erwähnte Hinweisschild, dass der Pfad nur für geübte Wanderer begehbar ist. Wer also schon nach den ersten Metern merkt, dass er sich schwertut, sollte lieber am See bleiben und sich dort entspannen.
Schon bald erreichten wir den Seitenbacher Wasserfall. Er ist nicht besonders spektakulär. Die Gegend ist aber wirklich urig. Der Weg führt dich über eine Holzbrücke direkt über den Bach.
Nach etwa 150 Höhenmeter Aufstieg wurden wir mit Natur-Sehenswürdigkeit Nummer zwei für die Anstrengung belohnt: Wir waren am Aussichtspunkt „Huzenbacher Seeblick“ angekommen.
Von hier aus hast du einen wunderbaren Blick auf den Huzenbacher See und den Weg, den du gekommen bist. Hier steht sogar eine kleine Schutzhütte und ein Tisch mit Bänken. Besonders beliebt ist die breite Himmelsliege. Der Ort lädt wirklich zum Entspannen ein.
Da wir ausnahmsweise an einem Sonntag unterwegs waren, mussten wir uns die Aussicht allerdings mit vielen anderen Wanderern teilen. Trotzdem ließen wir es uns gut gehen und verspeisten unser mitgebrachtes Vesper. Wir gönnten uns sogar mühsam heraufgeschleppte Bionade… 😉
Zunächst gehen wir nach einer kurzen Siesta einen breiten Wanderweg weiter. Die meisten Wanderer bleiben auf dem Fürstenhüttenweg. Da wir aber lieber für uns sind und kleinere Pfade bevorzugen, biegen wir bei der nächsten Möglichkeit rechts ab.
Über den Wasserfallweg geht es an den kleinen Wasserfällen des Tobelbachs vorbei. Die kleinen Pfade führen uns immer abwärts durch zauberhafte Waldstücke. Auffallend ist das grüne Moos, das in der feuchten Gegend unglaublich gut gedeiht.
An der Rosshütte angekommen gelangen wir auf einen breiten Fahrweg. Von hier aus laufen unsere Füße fast von selbst bis ins Tal nach Huzenbach. Es geht immer den Tobelbach entlang.
Wusstest du schon?
Kurz bevor du auf die große Teerstraße gelangst, befindet sich links eine wunderschöne Grillstelle. Wer statt einem Vesper lieber grillen möchte, kann es sich nach der Tour hier gemütlich machen. Die Grillstelle befindet sich außerhalb des Nationalparks. Feuer zu machen ist also erlaubt. Ein Wasser-Tretbecken sorgt hier für die nötige Abkühlung.
Wer die Grill-Utensilien nicht mitschleppen möchte, könnte sie auch im Auto lassen und sie nach der Tour holen. Bis zum Auto sind es von der Grillstelle noch etwa 7 Minuten.
Müde aber glücklich kamen wir schließlich am Auto an…
Geschichte des Sees
Der Huzenbacher See hat wie alle Karseen eine lange Geschichte. Es war ja keiner von uns dabei, aber man sagt, dass er in der letzten Eiszeit entstanden ist. In diese Zeit waren wohl die Höhenlagen im Schwarzwald von Eisgletschern bedeckt.
Die steile Talschlucht lag wie auch heute viele Monate im Jahr hauptsächlich im Schatten. So konnte sich dort ein gewaltiger Eisblock bilden, der über Jahrtausende die kreisförmige Talmulde freihobelte. Einiges an Gestein blieb im Abschmelzbereich liegen und bildete einen Damm. Das meiste Wasser floss ab, sodass nur noch ein ziemlich kleiner See zurückblieb.
Der See wurde früher in der Flößerei als Treibsee (Schwallwassser) genutzt. Dadurch, dass das Wasser immer wieder aufgestaut und abgelassen wurde, hat sich der Seeboden vom festen Untergrund gelöst. Dieser Seeboden schwimmt heute als schwimmende Insel auf der Wasseroberfläche.
Wusstest du schon?
Treibseen wurden früher für den Transport der in der Nähe abgeholzten Baumstämme genutzt. Der See wurde aufgestaut und nach und nach mit Baumstämmen gefüllt. Sobald genug Stämme im See lagen, wurde der Damm geöffnet und die Stämme rauschten mit dem Wasser ins Tal.
Die Karnische öffnet sich nach Nordosten. Hier kann man auch schön den Damm erkennen, der das Wasser aufstaut. Rings um den See hat sich ein breiter Verlandungs- oder auch Moorgürtel gebildet. Etwas Besonderes sind auch die kleinen Bäume, die mitten im See durch den Schwingrasen wachsen. Die schwimmende Insel ändert übrigens je nach Jahreszeit, Witterung und Windrichtung ihre Position auf dem See.
1985 wurde ein künstliches Stauwehr gebaut. Dadurch stieg der Wasserspiegel um etwa zwei Meter.
Die Gegend hat sich auch am 1. Juli 2012 nochmals ziemlich verändert. In der Nacht wurden durch einen Sturm schwere Schäden im ganzen Waldbezirk Baiersbronn angerichtet. Am Ostufer wurde der Wald des Huzenbacher Sees komplett flachgelegt. Mittlerweile wächst dort allerdings wieder ein junger Bergmischwald nach.
Der Huzenbacher See wird durch zwei Zuflüsse gespeist. Die beiden Bäche haben ihre Quelle in der steilen Karwand aus Buntsandstein hinter dem See. Es gibt noch einen dritten Zufluss, der allerdings nur während der Schneeschmelze oder bei starkem Regen Wasser führt.
Die Karseen im Schwarzwald
Nach der letzten Eiszeit gab es im Schwarzwald noch mehr als 100 Karseen. Die meisten davon sind heute allerdings „verlandet“ und bilden Moore. Nur wenige können wir heute noch als Seen besuchen. Manche dieser Seen wurden durch künstliche Aufstauungen wieder „hergestellt“.
Wusstest du schon?
Was ist eigentlich Verlandung? Man kann es schon aus dem Namen heraushören. Ein See oder ein anderes Gewässer nimmt immer mehr den Charakter von „Land“ an. Das passiert durch eine natürliche Auffüllung mit organischem Material. So entsteht daraus ein Moor und bei weiterer Entwässerung wird daraus Festland.
Oft findet man im Wald auch Bezeichnungen wie „Blinder See“ oder „Weiher“. An diesen Stellen lag meist vor wenigen Jahrhunderten noch ein richtiger See. Die Bezeichnung „Misse“ findet man häufig im Nordschwarzwald. Es bezeichnet eine sumpfige Stelle oder ein Moor.
Außer dem Huzenbacher See gibt es noch 11 weitere Karsee im Schwarzwald, die sich bis heute erhalten haben. Acht davon befinden sich im Nordschwarzwald, drei im Südschwarzwald:
Karseen im Nordschwarzwald
- Wilder See (Landkreis Freudenstadt)
- Ellbachsee (Landkreis Freudenstadt)
- Buhlbachsee (Landkreis Freudenstadt)
- Sankenbachsee (Landkreis Freudenstadt)
- Glaswaldsee (Landkreis Freudenstadt)
- Mummelsee (Landkreis Ortenaukreis, an der Schwarzwaldhochstraße)
- Herrenwieser See (Landkreis Rastatt)
- Schurmsee (Landkreis Rastatt) ca. 4 Kilometer entfernt ist der Blindsee
Karseen im Südschwarzwald
- Feldsee (Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald)
- Titisee (Breisgau-Hochschwarzwald)
- Nonnenmattweiher (Landkreis Lörrach)
Sagen um den Huzenbacher See
Der See strahlt eine geheimnisvolle Atmosphäre aus. Er liegt einsam tief im Wald und ist deshalb auch Grundlage einiger Sagen und Geschichten.
Wie bei anderen Seen wurde auch hier erzählt, dass das tiefe Kar ein Eingang in die Unterwelt von See- und Wassergeistern haben könnte. Wer sich dafür interessiert: Johannes Künzig hat viele solcher Schwarzwaldsagen aufgeschrieben.
Flora und Fauna am Huzenbacher See
Der Huzenbacher See ist für Pflanzen genauso wichtig wie für bestimmte Tiere.
Wenn du Mitte bis Ende Juli dort unterwegs bist, wirst du etwas ganz Besonderes bestaunen können: gelbe Teichrosen.
Wusstest du schon?
Seerosen kennen viele aus den Vorgärten. Teichrosen blühen eher gelb und wirken vielleicht sogar etwas unscheinbar. Man erkennt Teichrosen auch daran, dass sie in der Regel keine Tragblätter hat, die das Wasser komplett abdecken. Auch der Blütenstängel steht etwas aus dem Wasser heraus. Die Blüten duften zart.
Wahrscheinlich wurden die Teichrosen im vergangenen Jahrhundert dort künstlich eingebracht. Sie stammen nämlich ursprünglich aus Nordamerika.
Außer den Teichrosen findest du in dem Schwingrasen auch Wassermoose und ein dichtes Geflecht von Wurzeln und jungen Baumstämmen.
Zur Tierwelt am See gehören Stockenten und Zwergtaucher. Sie nutzen den geschützten Rückzugsort und brüten dort gerne.
Erdkröten sind weitere typische Bewohner am Huzenbacher See und unsere Natur-Sehenswürdigkeit Nummer 3. Sie sind zwischen neun und elf Zentimeter groß und gehören damit zu den größten Amphibienarten Deutschlands. Sie laichen im Frühling am Huzenbacher See. Wenn es Frühjahr nachts wärmer als 6 °C wird, beginnt die Krötenwanderung. Die Erdkröten (Bufo bufo) müssen teilweise ziemlich lange Strecken zurücklegen. Normalerweise sind Kröten Einzelgänger. Aber nur, wenn genug der Tiere sich am See treffen und paaren, kann die Art überleben. Die Wanderung findet größtenteils nachts statt. Nur das letzte Stück legen tagsüber zurück.
Wer die Krötenwanderung am Huzenbacher See verpasst hat, kann übrigens am Buhlbachsee die Massenwanderung der Grasfrösche beobachten.
Verhalten im Nationalpark
Der Huzenbacher See liegt im Nationalpark Schwarzwald. Dort gelten einige zusätzliche Regeln. Hier eine kurze Zusammenfassung:
- Bleibe auf den ausgewiesenen Wegen.
- Hunde müssen an die Leine.
- Wildtiere dürfen weder gefüttert noch gestört werden.
- Parke nur in ausgewiesenen Bereichen.
- Rauchen und offenes Feuer ist im Nationalpark verboten.
- Übernachten darfst du nur an dafür gekennzeichneten Bereichen.
- Es dürfen keine Pflanzen oder Pflanzenteile gesammelt werden. Informationen zu den Möglichkeiten Heidelbeeren zu sammeln gibt es an den Infostellen des Nationalparks.
- Baden im Huzenbacher See und auch in den anderen Gewässern ist verboten. Es handelt sich um seltene und sensible Biotope.
- Nehme deinen Müll wieder mit nach Hause.
- Du betrittst den Nationalpark auf eigene Gefahr. Achte besonders bei Unwetter oder bei Schnee auf Wald-typische Gefahren wie umstürzende Bäume und herabfallendes Totholz.
- Achte auf eine passende Ausrüstung und ausreichend Verpflegung wie etwa Wasser.
Anfahrt und Parken
Zum Ausgangspunkt der Wanderung kommst du mit dem Auto, aber auch mit öffentlichen Verkehrsmitteln.
Die S-Bahn-Haltestelle Huzenbach liegt gleich gegenüber dem Parkplatz.
Mit dem Auto fährst du von Freudenstadt kommend auf der B462 Richtung Baiersbronn und noch weiter bis Huzenbach. Wenn du von Rastatt kommst, gelangst du über dieselbe Bundesstraße in den kleinen Ort.
Parken kannst du direkt bei der S-Bahn-Haltestelle im Füllenbachweg.
Fazit
Die Wanderung zum Huzenbacher See zieht sich anfangs etwas. Sobald du aber am See angekommen bist, macht ein Wurzelweg und schöne Aussichten die Strecke sehr abwechslungsreich.
Trittsichere Kinder mit genug Ausdauer werden auf der Strecke ebenfalls auf ihre Kosten kommen. Besonders während der Zeit der Krötenwanderung wird der See zum Spektakel.
Falls du Fragen oder Infos zu dieser Tour hast, kannst du uns gerne einen Kommentar hinterlassen.
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