Einmal den Goldrausch spüren? Das geht im Schwarzwald auf dem Heidelbeerweg Enzklösterle. Hier gibt es „blaues Gold“! Und wir können euch sagen, wenn man einmal im Rausch ist, kann man wirklich nicht mehr aufhören… 😉
Genau, es geht um Heidelbeeren, auch Blaubeeren genannt.
In diesem Beitrag zeigen wir dir einen zertifizierten Premiumwanderweg und gleichzeitig auch Genießerpfad bei Enzklösterle. Alles, was du für diese Tour wissen musst und was es mit den Heidelbeeren auf sich hat, findest du hier.
Streckenverlauf Heidelbeerweg Enzklösterle
Der Streckenverlauf dieser Tour führt sternförmig um die Ortschaft Enzklösterle. Das macht es auch ziemlich einfach, die Strecke abzukürzen oder in verschiedene Etappen einzuteilen.
Wie du in den Bildern sehen kannst, waren wir auch einmal im Winter dort. Zu dieser Zeit gibt es natürlich keine Heidelbeeren und wir kamen erst nachmittags dort an. Da die Strecke aber trotzdem wunderschön ist, sind wir einfach nur den östlichen Teil gegangen.
Startpunkt: Touristeninformation Enzklösterle
Der offizielle Startpunkt der Tour ist die Touristeninformation in Enzklösterle. Hier gibt es kostenlose Parkplätze und auch öffentliche Toiletten. Die ganze Strecke über kannst du dem dunkelblauen Wegweiser „Genießerpfad“ mit dem typischen roten Schwarzwald-Bollenhut folgen.
Wusstest du schon?
Den roten Bollenhut aus dem Schwarzwald kennt fast die ganze Welt. Aber wusstest du, dass es auch eine Ausführung mit schwarzen Bollen gibt? Die Farbe hing vom Ehestand der Trägerin ab. Unverheiratete trugen rote Bollen, verheiratete dagegen schwarz.
Und wie viele Bollen hat ein Hut? Traditionell besteht der Bollenhut aus einem hellen Strohhut mit 14 Bollen aus Wolle. Hutmacher fertigen auch heute noch die traditionellen Hüte von Hand. Meistens werden sie allerdings innerhalb der Familie an die nächste Generation weitergegeben.
Zuerst geht es abwärts durch den nett angelegten Kurpark. Hier gibt es einen sehr modern ausgerüsteten Vital-Aktiv-Spielplatz. Wir könnten uns gut vorstellen, dass Kinder hier gerne länger bleiben würden. Natürlich können Familien hier auch nach der Rückkehr noch etwas Zeit verbringen.
Währenddessen können sich die Eltern über historische Waldberufe in Enzklösterle informieren. Am unteren Teil des Parks ist ein 2014 gebautes Schaufloß aufgestellt. Bei dem Bau dieses Floßes wurden wie früher in der Flößerrei „Wieden“! genutzt, um die Stämme miteinander zu verbinden.
Wusstest du schon?
Aus den jungen Stämmen von Weißtannen, Fichten, Eichen, Salweiden und Haselnuss wurden früher „Wieden“ hergestellt. Dazu werden sie im Winter gehauen und zwei Tage gewässert. Danach werden die in einem „Wiedeofen bei 300 °C erhitzt, bis der Baumsaft kocht und die Fasern elastisch werden.
Danach werden sie auf einer Seite an einem Pfahl befestigt und von der anderen Seite um eine Stange und später auch um den Pfahl gewunden. Fertige Wieden werden trocken gelagert und vor Gebrauch wieder zwei Tage gewässert.
An dem Schau-Floß wurden wie früher Wieden genutzt, um die Stämme miteinander zu verbinden.
Bevor du die Hauptstraße erreichst, kommst du auch am Heidelbeer-Haus vorbei. Jetzt weißt du auch, warum Enzklösterle liebevoll „Heidelbeerdorf im Schwarzwald“ genannt wird. Überall kannst du Heidelbeeren oder Spezialitäten kaufen, die daraus gemacht werden.
Vom Lappachtal auf das Schöllkopfplateau
Überquere die Hauptstraße und biege links ins Lappachtal ein. Erst geht es über den breiten Enztraufweg im Zickzack nach oben. Der Weg ist hier noch nicht besonders spektakulär. Allerdings hast du immer wieder einmal die Sicht frei auf Enzklösterle.
Sobald rechts der kleine Wanderpfad abzweigt, gehst du diesen. Hier geht es über Steine und Wurzeln weiter hinauf auf den Schöllkopf. Hier gehst du schon durch wilde Heidelbeerfelder, soweit das Auge reicht. Unglaublich, dass der gesamte Waldboden damit bedeckt ist. Wer an eine Tüte oder einen Korb gedacht hat, kann sich jetzt in den blauen „Goldrausch“ versetzen… 😉
Achtung!
Heidelbeeren färben sehr stark! Wenn du eine Stofftasche zum Sammeln nutzt, wirst du die Flecken wahrscheinlich nur schwierig wieder komplett herauswaschen können.
Nutze beim Sammeln, wenn möglich, dunkle oder alte Kleidung, bei der es nichts ausmacht, wenn Flecken darauf sind.
Tipp!
Wenn du kurz vor der Heidelbeerzeit, zwischen April und Juni hier wanderst, kannst du dir statt der Heidelbeeren die zuckersüßen Walderdbeeren schmecken lassen. Sie wachsen oft zwischen den Heidelbeersträuchern.
Wusstest du schon?
Heidelbeeren enthalten sehr viel Vitamin C, Kalium und Zink, Folsäure und Eisen. Das hört sich doch schon mal gut an, oder?
Zusätzlich sind sie aber auch bekannt für ihre Gerb- und Pflanzenfarbstoffe. Deshalb wird beispielsweise unsere Zunge dunkellila, wenn wir Heidelbeeren essen. Dabei handelt es sich um sekundäre Pflanzenstoffe. Diese helfen unserem Körper, die Zellen erneuern, Entzündungen zu bekämpfen und das Immunsystem zu stärken.
Tipp!
Solltest du doch einen Heidelbeeren-Fleck auf einem Lieblingsstück haben, solltest du so schnell wie möglich ein Päckchen Backpulver mit ein bis zwei Esslöffeln warmem Wasser darauf geben. So kannst du es 20 Minuten einwirken lassen. Das Backpulver wird anfangen zu schäumen. Nach der Einwirkzeit kannst du den Fleck mit warmem Wasser und einem Schwamm auswaschen.
Das Schöllkopfplateau
Sobald du auf dem Schöllkopfplateau angekommen bist, geht es über schmale moosbewachsene Felslandschaften. Das Plateau liegt auf etwa 800 Hm. Immer wieder kannst du dich hier an Thementafeln über die blauen Super-Beeren informieren.
Die Heidelbeerplattform
Die Wege hier oben sind alle mit Moos und Wurzeln überzogen. Das lässt den Untergrund wunderbar federn. Im Sommer macht es hier richtig Spaß, die Schuhe auszuziehen und eine Weile barfuß zu gehen.
Nachdem du wieder einiges bergab gegangen bist, gelangst du zur Heidelbeerplattform. Wir hatten uns zuerst gefragt, warum die Bänke hintereinander aufgestellt waren und vorn ein „Rednerpult“ aus einem Holzstamm stand. Aber als wir die Aussicht über Enzklösterle genossen, sahen wir das kleine Schild in der Ecke: Die Plattform bildet, wenn gewünscht, ein Standesamt! 🙂
Naturverbundene Heiratswillige können sich also hier das Jawort geben… Ansonsten kann man hier aber auch einfach ein leckeres Vesper mit Aussicht genießen ;-).
Im Sommer muss man sich den Aussichtspunkt oft mit anderen Wanderern teilen. An unserem Schnee-Wanderungs-Tag blieben wir kurz und genossen die untergehende Sonne hinter Enzklösterle. Da es dann immer kühler wurde, mussten wir dann aber langsam aufbrechen.
Durchs Lappachtal nach Mittelenztal
Nach der Aussicht von der Plattform geht es ziemlich steil wieder hinunter ins idyllische Lappachtal. Unsere Winterwanderung beendeten wir hier, da es schon langsam dunkel wurde. Sobald wir wieder auf dem Enztraufweg waren, gingen wir einfach zurück nach Enzklösterle. Somit könnte man diesen Teil auch als „erste Etappe“ ansehen.
Der zertifizierte Heidelbeerweg ist noch lange nicht zu Ende. Wenn du noch die weiteren Hightlights sehen möchtest, wendest du dich nochmals Richtung Osten. Hier führt dich ein Weg über den Lappach. Danach muss auch noch die Landstraße „Simmersfelder Steige“ überquert werden.
Die Enzpromenade
Im weiten Bogen gelangst du nach Mittelenztal und wirst über den Rathausweg zum Bahnhof geleitet. Nachdem du die Freudenstädter Straße überquert hast, geht es nach links auf der Enzpromenade immer der großen Enz entlang.
Die Enz ist sehr reich an Forellen. Wenn du Glück hast, kannst du einige Fische beobachten. Weiter geht es dann über den Köhlerweg bis zum Waldrand. Unterwegs passiert du auch das Kulturdenkmal Rußhütte.
Wusstest du schon?
Die alte, steinerne Rußhütte wurde 1829 erbaut und ist die wahrscheinlich die einzige so gut erhaltene Rußhütte in Deutschland. Noch bis Ende des 19. Jahrhunderts wurde hier Kienruß hergestellt.
Kienruß nutzte man früher als schwarzes Farbmittel für Buch-, Stein- und Kupferdruckfarben. Es wurde auch mit Schweineschmalz vermischt als Schuhwichse und als Farbzusatz bei Leimfarben gebraucht. Es diente sogar als Grundstoff für das Abdichtungsmaterial von Schiffsrümpfen.
In der Rußhütte arbeiteten „Teerschweler“ mit harzreichen Nadelhölzern die bereits zu Kienspänen zerkleinert waren. Das Holz wurde unter schwacher Luftzufuhr schwelend verbrannt und der Rauch in die kegelartige Rußkammer geleitet. Dort setzte sich der Ruß an den Wänden aus Metall, Leinen oder Wollstoff ab. Das verkohlte Holz wurde zusätzlich als Holzkohle verkauft.
Gegenüber das Campingplatzes Müllerwiese befindet sich die Erdbeerplatte. Hier befindet sich auch die Heidelbeerschaukel. Das ist eine große Doppelsitzschaukel mit Panoramablick über Enzklösterle. In der Nähe stehen auch einige Sitzbänke. So können sich alle Heidelbeer-Jäger ausruhen und die Aussicht genießen.
Wusstest du schon?
Die Erdbeerplatte ist ein Aussichtspunkt und Veranstaltungsort mit wunderschöner Aussicht über das Heidelbeerdorf Enzklösterle. Auf der Erdbeerplatte finden unter anderem die Waldweihnacht, das Silvesterblasen und auch das Waldkonzert mit dem Musikverein Enzklösterle statt.
Rotwildgehege und Kletterpark
Du befindest dich hier unterhalb des Hirschkopfes. Zwei Lifte schippern hier im Winter die Skifahrer hoch auf den Gipfel.
Sobald du den Hirschbach überquert hast, geht es wieder Richtung Enzklösterle zurück. Hier kannst du die 10-15 wunderschönen Tiere des Rotwildgeheges Enzklösterle beobachten. Ein schön angelegter Spielplatz motiviert hier die Kids für den letzten Teil der Strecke.
Es wurden auch Aussichtsplattformen mit Bänken aufgestellt, die zu einer kleinen Pause einladen. Wer noch genug Ausdauer hat, kann sich hier auch einmal durch den Erlebnis- und Kletterwald hangeln…
Minigolf und Spielplatz
In einem weiten Bogen gehst du dann weiter über den Panoramaweg um Schneckenkopf herum, bis du die ersten Häuser von Enzklösterle erreicht hast.
Von hier aus ist es nicht mehr weit. Wir passieren den Friedhof und den Mini-Golfpark. Zu guter Letzt kommst du auch wieder am Kurpark vorbei zum Parkplatz.
Wer möchte, kann den Tag noch in dem schönen Kurpark ausklingen lassen.
Den Heidelbeerweg kannst du problemlos in zwei Etappen gehen und er ist hervorragend ausgeschildert.
Alles über das „blaue Gold“
Die Heidelbeerzeit beginnt im Juni. Je nach Höhen- und Sonnenlage kannst du bis in den September ernten gehen.
Wusstest du schon?
Auf dem Pfad oberhalb von Lappach erzählt die Heidelbeer-Oma einige Geschichten. Sie berichtet beispielsweise, dass früher die Heidelbeerernte eine wichtige Einkommensquelle war.
Heute wird das „blaue Gold“ mit einem Heidelbeerkamm (Reff) geerntet. Früher wurde alles mit der bloßen Hand gesammelt. Trotzdem ernteten die fleißigen Sammler damals etwa 25 kg an einem Tag! Dafür bekamen sie umgerechnet 20 Cent. Von diesem Geld bekamen die Kinder oft ihre Winterschuhe.
Blaubeeren kannst du einfach mit der Hand oder mit einem Heidelbeerkamm ernten. Wir bringen irgendwie nie besonders viel davon nach Hause, weil wir das meiste schon während dem Pflücken essen… 😉
Aber falls du doch Heidelbeeren mit nach Hause nimmst, kannst du sie unter fließend Wasser etwas abwaschen und die Blätter heraussortieren, die noch dazwischen liegen.
Wir essen sie dann am liebsten als Topping auf unser Müsli morgens, oder auch auf Eis. Natürlich kannst du sie auch wunderbar als Marmelade einkochen. Damit du dafür genug hast, musst du allerdings wirklich fleißig sammeln und darfst nicht so viel unterwegs essen… 😉
Oder du kaufst dir in Enzklösterle einfach einen Sack voll Beeren, eine Marmelade, oder vielleicht doch gleich einen Heidelbeerschnaps? 🙂
Anfahrt und Parken
Mit dem Auto
Über die B 294 gelangst du von Pforzheim nach Calmbach. Dort fährst du über die K 4367 bis nach Bad Wildbad und am Kreisel durch den Meisterntunnel weiter über die Kreisstraße 4367 bis nach Enzklösterle.
Alternativ kommst du über die B 294 aus Richtung Freudenstadt über Poppeltal nach
Enzklösterle.
Die dritte Möglichkeit ist die B296 aus Richtung Calw nach Calmbach und weiter bis
Bad Wildbad. Von dort weiter über die K 4367 nach Enzklösterle.
Mit öffentlichen Verkehrsmitteln
Du kannst die S-Bahn S6 bis Bad Wildbad Bahnhof nehmen. Dann weiter mit dem Bus 7780 bis zur Haltestelle Adventure-Golfpark.
Die Buslinie 7780 fährt übrigens auch in regelmäßigen Abständen von
Freudenstadt aus nach Enzklösterle.
Parkplätze
Wir haben an der Touristeninformation Enzklösterle geparkt. Dort befindet sich auch der Startpunkt der Tour. Adresse: Friedenstraße 16, 75337 Enzklösterle.
Sollten in der Hochsaison alle Plätze besetzt sein, findest du an der Sporthalle (Ortseingang aus Richtung Bad Wildbad, gleich links), im Hirschtal und am Hetschelhof ebenfalls kostenfreie Parkplätze.
Fazit
Ein Wanderweg mit überraschend vielen Highlights. Wir gingen auf den unterschiedlichsten Untergründen, konnten eine sehr abwechslungsreiche Vegetation bestaunen und viele verschiedene Aussichten auf Enzklösterle genießen.
Auch für Kids ist viel Abwechslung und Action geboten. Auf dieser Tour kommt wirklich keine Langeweile auf.
Fragen oder einen Tipp? Dann schreibe uns gerne einen Kommentar.
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