Du denkst, du kennst schon alle Herausforderungen, die Klettersteige so bieten?
Bei diesem Steig wurden wir ziemlich überrascht! Aber nachher mehr dazu …
Die Via Ferrata Signora delle Acque hat ihren ganz eigenen Reiz. Dieser Klettersteig befindet sich im Trentino, einer Region, die bekannt für ihre einzigartigen und atemberaubenden Klettersteige ist. Ja, das Trentino ist ein wahres Paradies für uns Bergliebhaber.
Der Clou an diesem Steig?
Er führt dich direkt am Wasserfall „Cascate Rio Ruzza“ entlang. Gesichert an Stahlseilen steigst du 150 Hm am rauschenden Wasserfall senkrecht nach oben. Und das, während der feine Wassernebel dich erfrischt und die Sonnenstrahlen sich darin brechen. Echt magisch! 😉
Der erste Abschnitt, bis zum Aussichtspunkt am großen Kessel, ist eher als leicht bis mittelschwer einzustufen. Danach wird es knackiger.
Der Abstieg führt über einen Forstweg durch den Wald wieder runter zum Parkplatz.
In der Regel braucht man für die gesamte Tour etwa 2,5 Stunden. Davon für den Zustieg eine halbe Stunde, für den Steig an sich eine Stunde und für den Abstieg nochmals eine Stunde.
Die Tour kannst du von April bis Anfang November gut gehen. Wichtig: nie bei frostigen Temperaturen! Durch die Nähe zum Wasser kann der Steig schnell vereisen.
Zustieg zum Steig
Direkt im Ortskern von Ballino findest du den Andreas Hofer Platz mit der Dorfkirche Santa Lucia. Das ist der Ausgangspunkt der Tour.
Solltest du später am Tag ankommen, wird an der kleinen Kirche wahrscheinlich schon alles voll sein. Dann musst du auf den kostenpflichtigen Parkplatz am Ende des Dorfes ausweichen. Dort bekommst du dein Geld wieder zurück, wenn du in einem der Restaurants im Ort essen gehst …
Der Weg zum Klettersteig und Wasserfall ist bestens ausgeschildert. Folge der kleinen Straße nach links, die dich am Friedhof vorbeiführt und in den kühlen Wald leitet.
Dein Pfad führt dich zuerst entlang einiger Bauernwiesen und taucht dann wieder in den Wald ein. Nach dem Überqueren einer Holzbrücke erreichst du bald den tosenden Wasserfall und somit den Einstieg zum Klettersteig.
Auf dem Zu- und Abstieg legst du nochmal 150 Hm zurück. Die gesamte Tour hat also 300 Hm.
Der Einstieg ist leicht zu finden – du musst nur nach der roten Tafel rechts des Wasserfalls Ausschau halten.
Tourbeschreibung
Die ersten Eisenklammern führen dich sanft in die Schwierigkeit (B) hinein, ideal zum Aufwärmen und Einstimmen auf die Herausforderungen, die noch kommen werden. 🙂
Nach diesem entspannten Beginn wartet ein Seilsteg aus lustigen Fußspuren, der dich nach links führt. Es ist ein einfacher Abschnitt der Tour (A). Hier bekommst du aber schon einen ersten Vorgeschmack auf den luftigen Charakter der Tour.
So erreichst du den „großen Kessel“, eine natürliche Aussichtskanzel, die sich direkt am Wasserfall befindet.
Von dort aus geht es wieder zurück auf die rechte Seite des Wasserfalls. Dein Weg: Fast durchgehend senkrecht, mit steilen Vertikal-Passagen und Eisenkrampen als Steighilfe (C).
Achte dabei auf die kleinen, in den Fels geschlagenen Tritte (C+ oder C/D). Hier ist ein sicherer und routinierter Tritt gefragt – besonders, wenn es feucht ist.
Und hier die Überraschung: Anja waren die C/D – Felstritte doch ein Tick zu heikel. Noch bevor die nächsten Kletterer in den Steig einstiegen, sind wir lieber wieder abgestiegen.
Wir werden nochmal an der Technik arbeiten und kommen wieder! 😉
Aber für dich geht es ja hier weiter! Also hier die weiteren Infos für die Tour:
Nach einem Seilsteg aufwärts, ist es Zeit für einen echten Adrenalinkick: Mit einer Seilleiter erklimmst du die nächste Höhe, bevor du in schwindelerregender Höhe auf einer Seilbrücke den Wasserfall überquerst.
Jetzt geht es etwas einfacher, über schrofiges Felsgelände (B), weiter. Eine weitere Seilbrücke führt dich dann wieder auf die andere Seite.
Hier erwartet dich noch ein cooles Fotomotiv: der große Felsblock direkt im Bach. Er bildet sozusagen den Beginn des Wasserfalls.
Eisenbügel der Schwierigkeitsstufe C leiten dich schließlich zum Ausstieg.
Oben angekommen, kannnst du dich am Forstweg erst einmal auf der hübschen Holzbank ausruhen und die Aussicht genießen.
Der Abstieg ist ziemlich gemütlich und auch gut ausgeschildert. Du steigst auf der Forststraße ab, lässt dabei die Abzweigung zum Wasserfall rechts liegen und wanderst weiter Richtung Ballinopass. Ein schattiger Wanderweg führt dich dann noch eine ganze Weile auf und ab. Es geht quer über den Hang zurück zum Ausgangspunkt.
Dieser Klettersteig ist eher kurz, aber mittelschwer und sehr gut gesichert. Die Route ist sehr steil und ausgesetzt. Die Schwierigkeiten liegen ab dem großen Kessel praktisch anhaltend bei C. An einigen künstlich geschlagenen Felstritten auch mit C+ bzw. C/D.
Für reine Anfänger ist die Tour also eher nicht geeignet. Der Wasserfall und die sehr luftige Routenführung machen den Klettersteig aber definitiv zu einem unglaublichen Erlebnis!
Anreise und Parken
Von Riva del Garda aus sind es nur etwa 20 Kilometer bis zum Einstieg des Klettersteigs.
Mit dem Auto fährst du über die SS240 nach Ballino. Das ist ein kleines Dörfchen. Dort gibt es an der Kirche einige Parkplätze und weitere an der Hauptstraße. Auch am Friedhof gibt es einen Parkplatz. Aber denk daran, besonders in der Hochsaison kann es in dem kleinen Bergdorf natürlich etwas voller werden.
Falls du mit öffentlichen Verkehrsmitteln anreisen möchtest, kannst du einen der lokalen Busse nach Ballino nehmen.
Von Ballino aus folgst du zu Fuß der Beschilderung zum Klettersteig.
Ausrüstung und Vorbereitung
Die richtige Vorbereitung und Ausrüstung kann zwischen einem angenehmen Abenteuer und einer ernsten Herausforderung den Unterschied ausmachen. Deshalb ist es wichtig, dass du gut vorbereitet bist, bevor du die Via Ferrata Signora delle Acque betrittst.
Checke auf jeden Fall das Wetter, bevor du startest. Klettern bei Regen oder sogar Gewitter ist nicht nur unangenehm, sondern auch gefährlich. Behalte die Vorhersage im Auge und plane deine Tour so, dass du gutes Wetter hast.
Die passende Kleidung ist entscheidend. Nutze das Zwiebelschalenprinzip. Das heißt, trage – je nach Wetter – mehrere Schichten, die du bei Bedarf an- oder ausziehen kannst.
Du brauchst in einem Klettersteig Bergschuhe mit fester Sohle. Ob du einen hohen oder niedrigen Schaft bevorzugst, liegt ganz bei dir.
Bei der Ausrüstung sind ein Helm und ein Klettersteigset für diesen Steig unerlässlich. Der Helm schützt deinen Kopf vor herabfallenden Steinen und das Klettersteigset sichert dich am Fels. Stelle sicher, dass deine Ausrüstung den geltenden Sicherheitsstandards entspricht und dass du weißt, wie du sie richtig benutzt.
Ein kleiner Rucksack ist ideal, um Wasser, Snacks, die notwendige Ausrüstung und eventuell zusätzliche Kleidung zu transportieren. Vergiss nicht, Sonnencreme und eine Sonnenbrille mitzunehmen, denn die Sonne kann auf dieser Höhe ziemlich stark sein. Außerdem wird durch die ständige Nähe zum Wasser die Strahlung noch verstärkt.
Und schließlich, kenne deine Grenzen. Via Ferrata Signora delle Acque ist eine anspruchsvolle Route, die körperliche Fitness und Klettererfahrung erfordert. Wenn du dir unsicher bist, beginne mit einfacheren Routen und arbeite dich nach und nach hoch. Es gibt viele Klettersteige, die für Anfänger geeignet sind und dir helfen können, Vertrauen und Fähigkeiten aufzubauen.
Was es in der Umgebung zu erleben gibt …
Nach der Tour haben wir auf dem Rückweg nach Riva del Garda noch am Tennosee einen Zwischenstop gemacht. Mit dem Auto bist du in etwa 5 Minuten dort.
Er liegt direkt am Fuß des Monte Baldo auf 570 Hm. Er ist ein echter Geheimtipp für Naturliebhaber und Outdoor-Fans. Glasklares Wasser, eine beeindruckende Kulisse erwarten dich hier. Wenn die Sonne scheint, leuchtet der See wie eine türkisfarbene Perle im dunkelgrünen Wald.
Das Wasser des Sees ist angenehm frisch, perfekt für eine Abkühlung nach einer anstrengenden Klettertour. In der heißen Jahreszeit erwärmt sich der See auf bis zu 24 Grad.
Die Studie der „Fondazione Agnelli“ hat ergeben, dass der Tennosee sogar der klarste und sauberste Süßwassersee in Italien ist.
Falls du noch Lust auf eine kleine Wanderung hast, kannst du den See in etwa einer Stunde umrunden.
PS: Mit wie vielen anderen Natur-Begeisterten du das Ganze teilen musst, hängt vom Wetter und den Ferienzeiten ab … 😉
Hintergründe zum Steig
Der Name „Signora delle Acque“ bedeutet „Dame der Gewässer“. Dieser Name ist absolut passend, weil das Besondere an diesem Klettersteig definitiv die Nähe zum Wasser ist. Durch die einzigartige Lage entlang des Wasserfalls Cascate Rio Ruzza bietet die Via Ferrata Signora delle Acque ein Erlebnis, das in der Klettersteig-Szene wirklich außergewöhnlich ist. Es ist nicht nur ein sportliches Abenteuer, sondern auch ein echtes Naturerlebnis.
Aber nicht nur die landschaftliche Schönheit der Via Ferrata Signora delle Acque ist bemerkenswert, sondern auch ihre Geschichte.
Anfang des 20. Jahrhunderts wurden von den italienischen Alpenvereinen verschiedene Steige erschlossen, um die Region Trentino für Wanderer und Bergsteiger zugänglicher zu machen. Dazu gehört auch die Via Ferrata Signora delle Acque.
Die Route befindet sich an dem Berg La Rocchetta (1443 Hm). Sie folgt den Spuren alter Pfade und Verbindungen, die schon vor Jahrhunderten von den Bewohnern der Region genutzt wurden. Mit dem Aufkommen des Bergtourismus wurde der Weg dann mit Seilen und Leitern gesichert, um ihn auch für weniger erfahrene Bergsteiger attraktiv zu machen.
Bis zum Sommer 2019 konnte man nur bis zum großen Kessel (Via Ferrata Ballino) klettern. Dieser Teil ist um einiges einfacher (bis Schwierigkeitsgrad A/B). Seit dem 01.08.2019 ist auch der restliche Steig bis hoch an den großen Felsblock im Wasser geöffnet.
Fauna und Flora im Steig
Die Region rund um den Klettersteig ist bekannt für seine außergewöhnliche Vielfalt an Pflanzen. In den steilen Felswänden gibt es viele Moose und Flechten, die sich an das raue Klima und die schwierigen Bedingungen angepasst haben.
Halte Ausschau nach dem imposanten Edelweiß, einem echten Symbol der Alpen, das auf einigen der höheren Abschnitte des Klettersteigs zu finden ist. Du kannst auch Alpenveilchen und die gelben Blüten des Alpen-Gelbsterns entdecken, die die felsigen Hänge mit Farbtupfern beleben.
In der Tierwelt sind die Vögel Hauptakteure. Es gibt hier Raufußhühner, Alpendohlen und verschiedene Arten von Falken. Sie nutzen hier gerne die Thermik, für ihre majestätischen Flüge.
Nicht zu verggessen: in dieser Gegend gibt es auch den einen oder anderen Bären… 😉
Wenn du Glück hast, kannst du vielleicht sogar einen Steinbock oder eine Gämse auf den felsigen Hängen entdecken. Diese beeindruckenden Tiere haben sich perfekt an das Leben in der steilen und rauen Umgebung angepasst.
Nicht zu vergessen sind auch die kleineren Kreaturen. Es gibt hier viele interessante Insekten, darunter verschiedene Schmetterlingsarten. Besonders im Via Ferrata Signora delle Acque kannst du auch Alpensalamander entdecken. Sie lieben die feuchteren Gebiete in der Nähe des Wasserfalls.
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