7 Anfängerfehler, die jeder seriöse Wanderer bei Gewitter vermeiden sollte

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Meine Eltern waren am „Hohen Ifen“ im Bregenzer Wald unterwegs. Dort ändert sich das Wetter oft von einem Moment auf den anderen.

Sie waren noch unterhalb des ‚Kamins‘, nah an der beeindruckenden Felskante. Plötzlich zog – nicht sichtbar von ihrer Seite – ein heftiges Gewitter auf.

Es war eine gute Entscheidung, abzubrechen und eine geschützte Stelle zu suchen. Als das Unwetter losbrach, konnten sie sich mit anderen Wanderern in eine Einbuchtung an der Felswand retten.

Allerdings hatten nicht alle Wanderer entschieden, umzukehren.

Während der Donner noch grollte, stieg eine verängstigte Frau Richtung Tal. Sie muss wohl während dem Gewitter noch auf der Hochfläche des Ifen gewesen sein. An ihrem Knie sah man, dass der Stoff verbrannt war. Sie war ziemlich durcheinander und erzählte, dass sie vom Blitz getroffen wurde.

Die Wanderin hatte einen Schirm dabei gehabt, der durch die Spannung in der Luft angefangen hatte, zu vibrieren. Kurz danach war ein „Teilblitz“ in ihr Bein gefahren und glücklicherweise direkt wieder Richtung Boden ausgeleitet.

Klingt nach einer erfundenen Geschichte? Meine Eltern haben es hautnah erlebt.

Schwein gehabt!

Leichtsinn beim Gewitter endet aber leider nicht immer so.

Deshalb hier ein paar erprobte Tipps:

1. Nicht nur für Mathematiker – Entfernung falsch berechnet?

Der Blitz kommt immer zuerst, weil sich Licht schneller ausbreitet als Geräusche, also der Schall. Je weiter der Blitz entfernt ist, desto größer wird die Zeit zwischen dem Licht und dem Schall.

Dadurch kannst du berechnen, wie weit das Gewitter von dir entfernt ist.

Tipp!

Formel: Sekunden zwischen Blitz und Donner ÷ (geteilt durch) 3 = (ergibt) Entfernung in Kilometer

Achte auf den nächsten Blitz. Von da an zähle die Sekunden, bis es donnert.

Nehmen wir an, es waren neun Sekunden. Geteilt durch drei ergibt das drei (9 ÷ 3 = 3). Das Gewitter ist also etwa drei Kilometer entfernt.

Aber ab welcher Entfernung kann ein Gewitter für mich gefährlich werden?

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2. Blitzschlagradius unterschätzt

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Schonmal was vom Blitzschlagradius gehört?

Das ist der Bereich, in dem es für dich gefährlich werden kann. Er liegt bei 10-15 Kilometer, um den Blitz. Also wenn du etwa 30 Sekunden zählst, bist du relativ sicher.

ABER: Das Ganze hängt nicht nur von der Entfernung ab. Auch die Intensität des Gewitters, und die Topografie des Geländes haben Einfluss auf die Gefahr, in der du dich befindest.

Denk auch daran, dass außerhalb von diesem Radius andere Auswirkungen des Gewitters zu spüren sein können. Dazu gehören starke Winde, Hagel oder sogar Überschwemmungen.

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3. Nähe zu metallischen Gegenständen

In der Geschichte mit der Frau am Hohen Ifen „summte“ ihr Schirm. Das kommt häufiger vor, als du vielleicht denkst.

Auch mein Großvater hat mir davon erzählt, dass sein Eispickel im Rucksack einmal angefangen hatte zu summen, als er im Hochgebirge einem Gewitter gefährlich nahekam.

Metallische Gegenstände wie Schirme, Eispickel, Karabiner und elektrische Geräte solltest du einpacken und weglegen.

Deshalb ist es auch gefährlich, während eines Gewitters in einem Klettersteig zu stehen. Kletterhaken, Drahtsicherungen, Steigleitern und Ähnliches ziehen den Blitz an. Hake dich unbedingt aus dem Stahlseil aus und entferne dich so weit wie möglich davon.

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Blitzspuren an einem Gipfelkreuz

4. Buchen suchen, von Eichen weichen?

Ähm … nein!

Auch wenn Oma davon überzeugt war – diese Binsenweisheit ist falsch!

Wahrscheinlich kommt der Spruch daher, dass Eichen meist allein standen und Buchen eher als Wälder vorkommen. Natürlich sind alleinstehende Bäume gefährdeter für einen Blitzschlag als ein Wald. Aber sich deshalb zu einer Buche zu retten, ist keine gute Idee.

Wohin solltest du dich also retten?

5. Schutz unter einem Vordach oder Unterstand suchen

In einem geschlossenen Haus mit Blitzableiter bist du tatsächlich sicher. Das ist bei einem Vordach oder Unterstand aber nicht der Fall. Der Blitz wird dann nicht abgeleitet.

In einem Auto bist du vor Blitzschlag sicher. Das liegt daran, dass es sich dabei um einen „Faradayschen Käfig“ handelt.

Wusstest du schon?

Ein Wohnmobil bildet keinen Blitzschutz, weil es aus Kunststoff und nicht aus einem Metallgehäuse besteht.

Ein Cabrio muss geschlossen sein, damit es einen Faradayschen Käfig bildet. Die Metallverstrebungen im Cabrio-Dach und der Überrollbügel reichen dann für eine Abschirmung aus.

6. Gummisohlen schützen vor Blitzschlag

Wäre praktisch, reicht aber leider nicht aus.

Wusstest du, dass große Tiere wie Pferde und Kühe häufiger von einem Blitz getroffen werden als Wanderer? Das liegt nicht daran, dass sie größer sind als wir, sondern daran, dass ihre Beine weiter voneinander entfernt sind.

Ein Lebewesen steht dann eventuell mit einem Bein in einem Spannungskreis und mit dem anderen Bein im nächsten Kreis. Dann wird die Spannung nicht mehr durch den Boden, sondern durch den besser leitfähigen Körper des Lebewesens geleitet.

Aber keine Sorge, es gibt einfache Maßnahmen, um sich vor dieser Schrittspannung zu schützen: Stelle deine Füße so eng wie möglich zusammen. Am besten sollten sich deine Schuhsohlen berühren.

Zusätzlich solltest du eine natürliche Senke im Boden suchen und dich dort auf einen isolierenden Gegenstand wie einen Rucksack oder Äste stellen. Kauere dich so tief wie möglich zusammen und achte darauf, dass deine Kleidung den Boden nicht berührt.

7. Wasser bildet einen natürlichen Blitzableiter

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Ich habe auch das Märchen gehört, dass es sicher ist, während eines Gewitters im Wasser zu schwimmen oder zu tauchen.

Falsch!

Wenn du dich im Wasser befindest, und ein Blitz einschlägt, würdest du den höchsten Punkt auf dem Wasser bilden.

Das heißt, der Blitz würde zuallererst bei dir einschlagen. Selbst Tauchen nützt nichts, da das Wasser den Blitz weiterleitet.

Prinzipiell ist Wasser ein schlechter Stromleiter. Aber da die Energie vom Blitz nicht vollständig an einem Punkt nach unten abfließen kann, breitet sich der Blitz über die Wasseroberfläche in alle Richtungen aus. Das bedeutet, dass du auch in einiger Entfernung vom Einschlagpunkt noch von einem Blitz getroffen werden kannst.

Also – sofort das Wasser verlassen und auf Abstand gehen!

Tipp!

Wenn du beim Klettern von einem Gewitter überrascht werden solltest, auch das Kletterseil schnellstmöglich zusammenrollen!

Wenn das Seil ausgerollt und durchnässt ist, kann es den Blitz zu dir leiten.

Gewittergefahr im Vorhinein erkennen

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Es gibt grundsätzlich zwei Arten von Gewittern: Wärme- und Kaltfrontgewitter.

Wärmegewitter

Sie sind in der Regel leicht zu erkennen und entstehen an besonders warmen Tagen. Du kannst sie oft am Nachmittag erkennen, wenn sich Wolkentürme bilden.

Es lohnt sich also aufmerksam zu bleiben und immer einen Blick auf das Wetter zu haben.

Kaltfrontgewitter

Sie entstehen beim Durchzug einer Kaltfront und bringen oft einen starken Wetterumschwung. Die Temperatur kann schnell abfallen und im Hochgebirge kann es sogar im Sommer anfangen zu schneien.

Kaltfrontgewitter können nicht so eindeutig erkannt werden wie Hitzegewitter und überraschen Wanderer deshalb oft. Deshalb sollte man immer den Wetterbericht im Auge behalten und die Tour so planen, dass man jederzeit den Rückzug antreten kann.

Generell ist die Gewitterhäufigkeit in den Sommermonaten höher als in den anderen Jahreszeiten. Das liegt daran, dass sich die Landmassen im Sommer durch die Sonne erwärmen.

Bist du im Gebirge unterwegs, solltest du auch immer warme und wasserdichte Kleidung dabei haben, um auf plötzliche Wetterumschwünge vorbereitet zu sein.

Checke deshalb vor einer Tour immer den Wetterbericht und beobachte die Wetterentwicklung den Tag über. Im Zweifel ist es besser umzukehren oder Schutz zu suchen.

Hier eine Übersicht der vier offiziellen Warnstufen und der Begleiterscheinungen, die solche Gewitter mit sich bringen können (Quelle: Deutscher Wetterdienst (DWD)):

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Anzeichen auf einen bevorstehenden Blitzschlag

Deutliche Anzeichen sind unter anderem ein leises Knistern in der Luft. Haare können sich leicht aufstellen, Metallgegenstände fangen an zu summen und herausragende Objekte aus Metall beginnen, bläulich zu leuchten.

Solltest du eines dieser Anzeichen bemerken, ist es höchste Zeit, die oben beschriebenen Sicherheitsmaßnahmen einzuhalten.

Am besten ist es aber schon im Vorhinein – wie meine Eltern am Hohen Ifen – Schutz zu suchen.

Hier noch ein paar häufig gestellte Fragen zu Gewittern:

Sie entstehen, wenn warme und feuchte Luftmassen auf kalten Luftmassen treffen. Die warme Luft steigt auf, kühlt ab und bildet Wolken. Wenn die Wolken groß genug sind, können sie in höhere Schichten der Atmosphäre aufsteigen.

Durch diesen Aufstieg der Wolken entsteht Elektrizität, da sich die positiv geladenen und negativ geladenen Teilchen innerhalb der Wolke trennen. Die negativ geladenen Teilchen sammeln sich meist in der unteren Hälfte der Wolke, während die positiv geladenen Teilchen in der oberen Hälfte der Wolke sind.

Wenn die Ladungsunterschiede groß genug sind, kann eine Entladung zwischen den beiden Polen innerhalb der Wolke oder zwischen der Wolke und dem Boden entstehen. Die Entladung wird begleitet von Donner und einem Lichtblitz.

Die gute Nachricht ist, dass die Wahrscheinlichkeit relativ gering ist. Der National Weather Service in den USA gibt an, dass die Wahrscheinlichkeit, in einem Jahr von einem Blitz getroffen zu werden, bei etwa 1 zu 700.000 liegt. Im Laufe des Lebens beträgt die Wahrscheinlichkeit etwa 1 zu 3.000.

Aber natürlich hängt die Wahrscheinlichkeit auch vom Standort, den Aktivitäten und den Wetterbedingungen ab. Zum Beispiel ist die Wahrscheinlichkeit, von einem Blitz getroffen zu werden, in offenen Gebieten wie Golfplätzen, Campingplätzen und Stränden höher als in städtischen Gebieten mit hohen Gebäuden und wenig freier Fläche.

Aber egal, wie gering die Wahrscheinlichkeit ist, es ist immer wichtig, sich bei Gewittern in Sicherheit zu bringen.

Die Folgen eines Blitzschlags können schwerwiegend sein, daher sollten wir immer die richtigen Vorsichtsmaßnahmen zu treffen.

Klar kann er das. Und das kann ziemlich gefährlich sein!

Wenn der Blitz in der Nähe eines Hauses einschlägt, kann er durch metallische Gegenstände wie Stromleitungen, Rohre, Kabel und Telefone in das Haus eindringen und Schäden verursachen.

Deswegen ist es sehr wichtig, dass Häuser mit einem Blitzableiter ausgestattet sind. Der Blitzableiter leitet die Elektrizität des Blitzes sicher in den Boden ab und schützt so das Gebäude und die Menschen darin.

Ein Blitzableiter ist ein spezielles System aus Metallstangen und -kabeln, das auf dem höchsten Punkt des Gebäudes befestigt wird.

Wenn dein Haus noch keinen Blitzableiter hat, ist es eine gute Idee, einen professionellen Elektriker zu engagieren, der einen installiert. 🙂

Wenn du während eines Gewitters empfindliche Elektronikgeräte nutzt, solltest du sie vom Stromnetz trennen, um die Gefahr eines Stromschlags zu reduzieren.

Samuel und Anja: Autoren von Berginstinct
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2 Gedanken zu „7 Anfängerfehler, die jeder seriöse Wanderer bei Gewitter vermeiden sollte“

  1. guten abend
    ich habe geplant am 29. auf dem 30 im wettersteingebirge zu wandern, (die fahrkarten, urlaub usw sind schon ausgegeben) jetzt habe ich gesehen, dass es an diesen tagen gewitter geben könnte und nach einer alpenhütte gesucht, aber selbst die matratzenlager sind restlos ausgebucht. es ist noch zehn tage hin, aber ich frage mich, ob auf ich auf der höhe der reintalangerhütte wandern kann wenn es ein unwetter gibt und ob ich mich im ernstfall neben felsen schützen könnte oder besser im wald.
    ich habe die tour schon einmal vor zwei jahren gelaufen – an einem tag von garmisch bis zur knorrhütte, aber damals war fast bis zum heulen erschöpft. deshalb wollte ich dieses mal zwei tage gehen.

    Antworten
    • Hallo Sophianna,

      du hast Recht, bei einem angesagten Gewitter in den Bergen unterwegs zu sein, kann riskant sein. Besonders auf der Höhe der Reintalangerhütte sind Schutzoptionen begrenzt. In einem Unwetter ist es allgemein aber genauso unsicher im Wald zu sein.

      Aber denk daran: Eine Wettervorhersage zehn Tage im Voraus kann sich noch stark ändern. Vielleicht habt ihr Glück und das Wetter ist besser als erwartet. Ich würde dir empfehlen, die Wetterentwicklung genau zu beobachten und deine Entscheidung so spät wie möglich zu treffen.

      Wenn du weißt, dass die Strecke von Garmisch zur Knorrhütte sehr anstrengend für dich ist, ist es auch nicht ratsam, sie an einem Tag zu gehen. Vielleicht ist eine Tour in der Umgebung, mit Blick auf die Zugspitze eine coole Option für dich.

      Viel Erfolg bei deiner weiteren Planung!

      Antworten

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