Das Wettersteingebirge – 3 Geheimnisse

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Die Zugspitze bildet die höchste Erhebung des Wettersteingebirges. Was steckt hinter diesem Namen? Was sollte ein Bergsteiger im Wettersteingebirge wissen?

In diesem Beitrag findest du alle Grundlagen, die du über das Wetterstein kennen musst. Danach weihen wir dich in drei Geheimnisse des Gebirgszuges ein.

Was gehört zum Wettersteingebirge?

Das Wettersteingebirge befindet sich im nördlichen Bereich der Kalkalpen. Die Kalkalpen wiederum ein Bestandteil der Ostalpen.

An der Zugspitze vereinen sich drei große Gebirgskämme, die zum Wettersteingebirge gehören:

  • Waxensteinkamm
  • Blassenkamm
  • Wettersteinkamm (Wetterstein-Hauptkamm)

Zwischen den Gebirgskämmen liegen tiefe Täler:

  • Der Wettersteinkamm ist durch das breite Reintal vom Blassenkamm getrennt.
  • Den Waxensteinkamm und den Blassenkamm trennt das Höllental.
  • Das Gaistal beendet das Wettersteingebirge am südlichen Ende.

Insgesamt ist das Wettersteingebirge ungefähr 23 Kilometer lang und 10 Kilometer breit. Die höchste Erhebung bildet natürlich die Zugspitze.

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Geheimnis 1: Der Berg weint

Um das Jahr 1820 war das komplette Zugspitzplatt vergletschert. Diesen großen Gletscher nannte man Plattachferner. Davon sind allerdings nur noch der Nördliche und der Südliche Schneeferner übrig geblieben.

Im Südwesten der Zugspitze befindet sich zwischen Zugspitzeck und Schneefernerkopf der Nördliche Schneeferner. Er ist mit einer Fläche von 0,278 km² (2009) der größte deutsche Gletscher.

In den steilen Flanken des Gletschers kann die Fließgeschwindigkeit mehrere Meter pro Jahr betragen. An den meisten Stellen beträgt sie allerdings nur 25 bis 30 cm pro Jahr.

Das große Rauschen

Durch die global steigenden Temperaturen schmilzt auch die Zugspitz-Gletscherfläche. 1910 war er noch 85 Meter dick, heute sind es nur noch etwa 45 Meter, weniger als die Hälfte!

In sehr heißen Jahren, wie dem Rekordsommer 2003, gibt der Gletscher jeden Tag 35.000 m³ Wasser ab. Hier spricht man dann schon von „Gletscherrauschen“. Dieses „Rauschen“ entsteht durch die enormen Wassermassen, die die Schmelzwasserbäche erzeugen.

Im Sommer wird der nördliche Schneeferner seit 1993 Jahr für Jahr mit Lastwagenplanen abgedeckt, um ihn vor der Sonneneinstrahlung zu schützen.

In den letzten Jahren wurde der Nördliche Schneeferner künstlich genährt, um die Skisaison zu verlängern. Dabei wurden große Mengen an Schnee mit Pistenraupen auf den Gletscher geschoben. Dabei geht es allerdings mehr um den Schutz des Skigebietes als um den Gletscher selbst.

Der Südliche Schneeferner erstreckt sich bis hoch zum Grat. So ist er der immensen Sonneneinstrahlung ungeschützt ausgesetzt. Mittlerweile ist er durch einen Fels in zwei Teile geteilt, der durch die Schmelze zum Vorschein gekommen ist. Es wird bereits darüber diskutiert, ob der Südliche Schneeferner noch als Gletscher bezeichnet werden kann.

Man kann davon ausgehen, dass der Südliche Schneeferner in den nächsten Jahren komplett verschwinden wird.1979 hatte der Gletscher seinen letzten Hochstand, mit einer Fläche von 31,7 ha. Heute hat er nur noch 4,8 ha (2009).

Das leise Weinen

Noch viel schlimmer sind aber die Tränen des Berges, die man von außen nicht sieht: Das Eis im Innern des Berges schmilzt!

Warum ist das so tragisch?

Die Felsen der Zugspitze sind spröde und neigen dazu, auseinanderzubrechen. Was sie daran hindert, ist Permafrost, der das Gestein wie Mörtel zusammenhält.

Aber genauso wie die überirdischen Gletscher geht auch der Permafrost immer weiter zurück.

Die Folge?

Brüchiger Fels und dadurch eine instabile Zugspitze.

Die Täler um die Zugspitze weisen verschiedene Beweise eines einstigen Bergsturzes auf. Felsen an unüblichen Stellen zeugen von einer riesigen Katastrophe.

Warum ist man sich da so sicher?

Radiokarbondatierungen verschütteter Hölzer zeugen von diesen Massenbewegungen von Felsen und Bäumen. Eine gewaltige Bergfläche, zwischen der heutigen Zugspitze und der Großen Riffelwand brach damals ab und rutschte Richtung Garmisch.

Der in Bewegung geratene Fels hatte eine Größe von 13 km²  und ein Volumen von 400 Millionen m³. Man schätzt, dass bei diesem Erdrutsch eine Energie freigesetzt wurde, wie bei der Explosion von ca. 2,9 Megatonnen TNT (ca. 220 Hiroshima-Bomben).

Durch diese gewaltigen Kräfte veränderte sich auch die gesamte Gestalt des Eibsees. So entstanden unter anderem die 29 Mulden und 8 Inseln. Auch komplett abgeschnürte Buchten und eigene benachbarte Seen, wie der Frillensee entstanden dadurch. Deshalb sind die Vertiefungen und die Inseln geologisch viel jünger als das Seebecken selbst. Das ist eine geologische Seltenheit.

Wo stehen wir?

Was passiert ist, ist passiert. Alles nur Angstmacherei?

Es gibt einen alten Versorgungsstollen an der Zugspitze. Noch vor 30 Jahren waren dessen Wände von Eis bedeckt – meterdick. Ein Forscherteam der Universität Bonn stellte fest, dass heute nicht mehr viel davon übrig geblieben ist.

Messungen mithilfe von Schallwellen und elektrischer Leitfähigkeit ließen ebenfalls Besorgnis aufkommen. Die Ergebnisse wiesen darauf hin, dass im Felsen um den Stollen herum nur noch wenig Permafrost vorhanden ist. Außerdem wurde auf dem Berg ein Krater entdeckt. Dort ist wenige Zeit vorher eine Höhle eingestürzt, deren Decke vermutlich einst von Eis stabilisiert wurde.

Können wir etwas tun?

Im August 2007 wurde ein 60 Meter langer Tunnel in die Zugspitze gebohrt. Er hat einen Durchmesser von 12 Zentimetern und soll Aufschluss darüber geben, wie viel Eis noch im Gipfelbereich vorhanden ist.

Mithilfe einer Kamera wird das Gestein sorgfältig auf Krater und andere Auffälligkeiten untersucht. Danach wird das Loch wieder verschlossen. Darin befindet sich jetzt ein Kabel mit 27 Thermosensoren, die die Temperatur im Gestein messen.

Stündlich übermitteln sie die entsprechenden Daten ins Gipfelgebäude der Bayerischen Zugspitzbahn. Außerdem erkennen jetzt weitere Messgeräte kleinste Risse im Gestein. 15 Jahre lang sollen hier die Messungen erfolgen. Sollte eine tatsächliche Gefahr durch einen Bergsturz auftreten, dann würde sie hier rechtzeitig erkannt.

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Geheimnis 2: Die Falten im Stein

Das ganze Massiv der Zugspitze besteht zum größten Teil aus Muschelkalk, Wettersteinkalk und Hauptdolomit.

Alle drei Materialien sind aus kalkhaltigen Meeresablagerungen entstanden.

Vielleicht sind dir beim Wandern an der Zugspitze auch schon einmal die Falten im Stein aufgefallen. Das liegt wohl nicht daran, dass die Zugspitze schon so alt ist … 😉

Die Erdoberfläche besteht nicht aus einer dicken Kruste, sondern aus verschiedenen Stücken. Diese Bruchstücke der Erdkruste nennen sich Kontinentalplatten. Diese Platten sind nicht statisch an einem Ort. Sie haben sich im Laufe der Zeit erst auseinander bewegt und driften momentan wieder aufeinander zu. Überall, wo sich Kontinentalplatten bewegen, verändert sich die Erdoberfläche. Auf diese Art und Weise entstehen auch Gebirge.

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Ziemlich große Falten …

Dabei wird zwischen drei Arten unterschieden:

  • Die Kontinentalplatten können auseinanderdriften. Dadurch senkt sich die Erdkruste dazwischen ab.  An anderer Stelle wird allerdings Erde nach oben gedrückt. An zweiter Stelle entsteht ein Gebirge.
  • Wenn Kontinentalplatten aneinander vorbei driften, können ebenfalls Gebirge entstehen. Die Platten bleiben aneinander hängen, verkanten sich, und schieben einander in die Höhe.
  • Möglich ist auch, dass eine ozeanische Platte unter eine kontinentale Platte gedrückt wird. Die Kontinentalplatte türmt sich so in die Höhe auf.

Mithilfe der folgenden Grafik kannst du dir ein Bild der drei möglichen Kontinentalbewegungen machen.

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Die Grafik zeigt die drei möglichen Bewegungen von Kontinentalplatten. Diese Bewegungen sind Grund dafür, dass es überhaupt Gebirge gibt. Außerdem sind sie schuld an den „Falten“ des Faltengebirges.

Die Falten der Zugspitze entstehen auf ähnliche Weise. Zwei tektonische Erdplatten bewegen sich aufeinander zu. Dadurch wird die Kruste an der Kontaktstelle hochgedrückt und verformt.

Da sich die afrikanische Kontinentalplatte in Richtung der europäischen Platte schiebt, hat sich das Gestein im Bereich der Zugspitze im Laufe der Zeit übereinander geschoben oder „gefaltet“.

Deshalb ist der Fels beim Bergsteigen oder Klettern auch schön griffig. Tatsächlich wird dieser Gebirgszug wegen seiner „Falten“ auch Faltengebirge genannt.

Geheimnis 3: Der Schatz im Berg

Der Wettersteinkalk entstand vor ungefähr 240 Millionen Jahren durch ein warmes und flaches Meer.

Kalk verwittert sehr schnell. Dadurch bildeten sich im Laufe der Zeit über siebzig Höhlen im Bereich des Zugspitzplatts. Durch die schnelle Verwitterung bildeten sich auch die riesigen Geröllfelder an den Hängen der Zugspitze.

Allerdings ist Kalk nicht das einzige, das an dieser Stelle entstand. Auch wertvolle Schätze wie Blei, Zink, Eisenvitriol und Gelbbleierz sind hier tief im Fels vergraben.

Das wurde natürlich schnell zur Fundgrube von Bergleuten, die damit Geld machen wollten. Schon gegen Ende des Mittelalters wurden die vorhandenen Materialien hier abgebaut.

Gelbbleierz enthält Molybdän. Dieses wurde in der Stahlherstellung gebraucht. Da das Vorkommen im Wettersteingebirge das Einzige in ganz Deutschland war, war dieser Abbau auch wichtig für die wachsende Rüstungsindustrie.

Heute ist von der industriellen Nutzung der Zugspitze allerdings nicht mehr viel zu sehen. Als das Höllental Anfang des 20. Jahrhunderts für den Tourismus erschlossen wurde, legte man das Bergwerk still. Heute sind nur noch die Ruinen davon zu sehen. Beim Aufstieg kannst du ja einmal darauf achten, ob du die dort zurückgelassenen Bauteile entdeckst …

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Überreste des ehemaligen Bergwerks

Fazit

Die Zugspitze beherbergt also verschiedene Geheimnisse, die erst auf den zweiten Blick sichtbar werden.

Wer hätte gedacht, dass unsere Zugspitze einmal als wahre Fundgrube für die Rüstungsindustrie gedient hat, oder dass das Gebiet der Zugspitze einmal Flachland war?

Ja, die Falten der Zugspitze erzählen eine lange Geschichte von tektonischen Bewegungen und unglaublichen Kräften, die in diesem Gebiet gewirkt haben und noch immer wirken.

Das brüchige Gestein des Wettersteins wird bis jetzt noch durch Permafrost zusammengehalten. Das Klima an der Zugspitze verändert sich allerdings und damit sind auch einige Gefahren verbunden.

Was wir unternehmen können, ist vorsorgen und überwachen. So können eventuelle Katastrophen auf ein Mindestmaß beschränkt werden.

Samuel und Anja: Autoren von Berginstinct
Hi! Wir sind Anja & Samuel, die Gesichter hinter BERGINSTINCT. Wir lieben Berg- und Hüttentouren, internationale Reisen, sinnvolle Ausrüstung und alles, was mit der Natur zu tun hat. Mehr erfahren…

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