Hast du Lust einen richtig schönen Klettersteig zu gehen? Du liebst spektakuläre Aussichten? Bist aber ein Einsteiger im Klettersteiggehen?
Dann haben wir mit dem Rotwand Klettersteig und Masaré (auch Majaré) im Rosengarten genau das Richtige für dich! Gut gepflegte Versicherungen, einmalige Aussicht, Treppen, Leitern und sogar einen Kamin. Die Schwierigkeit liegt bei A/B. Masaré hat auch einige C-Kletterstellen. Anfänger können allerdings vorher absteigen. Eine Seilbahn bringt dich die ersten Höhenmeter hinauf. So sparst du dir deine Kräfte für den Steig auf.
Mit diesem Beitrag helfen wir dir bei der Tourplanung, Ausrüstung und Anfahrt. Wir zeigen dir auch, welche Voraussetzungen du benötigst, um diesen Steig gehen zu können.
Tourenverlauf Rotwand Klettersteig und Masaré
Wir hatten diese Tour geplant, während wir im Oktober mit dem Wohnmobil in Südtirol unterwegs waren. Eigentlich wollten wir schon einige Tage zuvor auf die Rotwand. Leider war die Woche aber ziemlich verregnet und in höheren Lagen hatte es sogar geschneit. Also warteten wir ungeduldig einige Tage in einem Campingplatz im Tal ab.
Ein Klettersteig lehrt uns, dass nicht jeder Weg einfach ist, aber jede Herausforderung uns stärker macht.
Autor unbekannt
Einen Tag vor unserer Rotwand-Masaré-Tour waren wir dann noch am Karersee und bestaunten das Rosengartenmassiv erst einmal aus der Ferne. Als dann am Samstag endlich das Wetter passte, waren wir nicht mehr zu halten… 😉
Glücklicherweise hatten wir gerade noch das letzte Wochenende erwischt, an dem die Seilbahn „Paolina“ noch in Betrieb war. So wurden wir die ersten 500 Höhenmeter Richtung Rosengartengruppe getragen.
Natürlich kannst du die Strecke auch zu Fuß aufsteigen. Dann solltest du allerdings ziemlich früh aufbrechen. Vom Karerpass aus benötigst du etwas mehr als eine Stunde für die 500 Höhenmeter.
Wir wussten nämlich schon von unseren Beobachtungen in den Tagen zuvor, dass die westliche Seite der Rosengartengruppe ab mittags von einer dichten Wolkendecke verdeckt wird. Die Wolken kriechen kurz vor dem Mittag aus dem Tal die Steilwand nach oben und halten sich den ganzen Nachmittag im Gipfelbereich. Erst am Abend lösen sie sich wieder auf.
Deshalb wollten wir morgens so schnell wie möglich auf den Grat kommen. Wir waren unter den Ersten, die an der Paolina-Sesselbahn standen. In ein paar Minuten standen wir im Fels und begannen unsere Tour mit einer unglaublichen Fernsicht Richtung Latemarmassiv und sogar bis zur Ortlergruppe (siehe Panoramabild in der Galerie).
Nach dem Ausstieg aus der Sesselbahn waren wir komplett durchgefroren. Da kam uns der knackige Aufstieg bis zum Vajolonpass gerade recht. Ignoriere hier den Wegweiser zum Masaré-Klettersteig. Sonst gehst du die Tour andersherum. Wir fanden es angenehmer erst die Rotwand und dann Masaré zu gehen. So gehst du schwierigsten Schlüsselstellen wie beispielsweise den Kamin im Aufstieg.
Ein kleiner Trampelpfad führt dich in nördlicher Richtung zum Vajolonpass. Du kannst im Zustieg zwischen zwei Wegen wählen: der untere Weg 552 oder der obere Weg 549. Wir entschieden uns für den oberen und waren damit sehr glücklich, weil wir hier eine bessere Aussicht hatten. Über schmale Pfade ging es über Schotterfelder immer aufwärts.
Der Blick von hier oben war die ganze Zeit über unglaublich. Nach links Panoramablick in morgendlichen Pastellfarben und rechts baute sich die imposante Rotwand auf.
Eine Herde Gämsen hatte uns schon mit ihren Pfiffen gewarnt. Wir waren an diesem Morgen wohl die ersten menschlichen Wesen, die sie in der Bergidylle störten. Als sie merkten, dass wir näher kamen, stiegen sie erst immer weiter nach oben und zogen sich irgendwann zur Seite zurück.
Kurz unterhalb des Vajolonpasses ziehen wir an einer sicheren Stelle schon einmal unsere Kletterausrüstung und den Kletterhelm an. Du kannst natürlich auch noch bis zum Vajolonpass warten. Allerdings musst du etwas unterhalb auch schon die erste Leiter und einige heikle Stellen überqueren, die mit Stahlseilen gesichert sind. Außerdem besteht an den steilen Felswänden immer Steinschlaggefahr.
Nachdem wir die ersten Treppen und die Leiter überwunden haben, erwartet uns auf dem Pass eine unglaubliche Fernsicht auf die östliche Seite (siehe Panoramabild in der Galerie). Spätestens hier ist es Zeit sich die komplette Klettersteigausrüstung anzuziehen.
Von hier aus führt der gut gesicherte Steig erst einmal über Schrofen aufwärts. Hier wechseln sich immer wieder Kletterpassagen (A) und kurzes Gehgelände ab. Über einen steilen Absatz (A/B) erreichst du das Gipfelkreuz.
Wusstest du schon?
Mit „Schrofen“ wird in der Bergsteigersprache steiles und felsiges Gelände bezeichnet. Es kann mit Gras oder oft auch mit Geröll durchsetzt sein. Oft ist im Schrofengelände nur mühsames Vorwärtskommen möglich. Teilweise fehlt eine durchgehende Route. Schrofen findest du hauptsächlich dort, wo das Gestein gegen seine Fallrichtung aufgebrochen wurde.
Um das Gipfelkreuz hat man überraschend viel Platz (was im Sommer bei dem hohen Besucherandrang bestimmt von Vorteil ist… :-)) Wir erlaubten uns hier eine kleine Frühstückspause mit leckeren grünen Äpfeln.
Vom Gipfel aus kannst du jetzt einfach denselben Weg wieder zurückgehen und am Vajolonpass auf der anderen Seite zur Rotwandhütte absteigen.
Wir sind über den Wiesenkamm weiter runter zu der Scharte zwischen der Rotwand und dem Masarékamm gegangen. Schon von oben kannst du rechts den Turm der Teufelswand und links den Fensterlturm bestaunen. Auf das Gehgelände folgen zwei Kletterpassagen (A) und eine kurze Steilstufe mit einer Eisenleiter (B). Damit hatten wir den Boden der Schlucht erreicht.
Nach der Steilstufe gibt es einen Notabstieg zur Rotwandhütte (A). In einer halben Stunde bist du von dort an der Hütte und in etwa 45 Minuten bist du an der Bergstation der Paolinahütte von der wir unsere Tour gestartet haben.
Vor uns befand sich jetzt eine plattige Mauer, über die wir die Schlucht nach oben wieder verlassen würden. An den schwierigsten Stellen sind Eisenstifte in der Wand befestigt. Zuerst klettern wir aufwärts, dann queren wir leicht ansteigend in die Wand hinein. Nachdem wir einen Pfeiler umklettert hatten, ging es senkrecht wieder aus der Schlucht heraus (B/C).
Die Wand macht wirklich Spaß zu gehen. Auch hier war es übrigens angenehm, dass wir die Tour in dieser Richtung gegangen sind. Wenn du zuerst Masaré machst, musst du die Wand absteigen. Hin und wieder muss man zwar an den Flaschenhälsen der Strecke etwas warten, um andere Bergsteiger durchzulassen. Das passiert dir allerdings in beiden Richtungen.
Wenn du die steile Wandstufe überwunden hast, stehst du auf dem Masarékamm. Von hier aus kannst du durch das Fenster des Fensterlturms schauen. Es ist der Felsen zu deiner Linken. Er hat ein auffälliges Loch, durch das man sogar das Gipfelkreuz des Gipfels dahinter sehen kann.
Den Fensterlturm lassen wir links hinter und gehen über einen Wanderpfad etwa 10 Gehminuten bergab. An der nächsten Abzweigung gibt es eine weitere Möglichkeit zum Abstieg hinunter zur Rotwandhütte. Der Weg führt über einige anspruchsvolle Kletterpassagen und eine Eisenleiter (B/C).
Wir gehen allerdings rechts weiter zur nächsten Wandstufe und dem Einstieg in den Masaré-Klettersteig. Der Anstieg führt zuerst über einfache Schrofen (A/B) und später über einige Wandstufen (B) aufwärts.
Lustigerweise hörten wir bei diesem Aufstieg die Partymusik von der Rotwandhütte. Es war der letzte Tag vor der Winterpause. Da ließen sie es wohl nochmal krachen… 🙂
So langsam spürten wir, dass wir schon seit früh morgens unterwegs waren. Aber die Masaré-Schlüsselstelle lag ja noch vor uns.
Im oberen Drittel wird ein tiefer Felsspalt überquert. Nach dem Aufstieg ging es im Wechsel einmal über Gehgelände und Kletterstellen (A) leicht abwärts.
An einer kurzen anspruchsvollen Stufe (C) mussten wir ziemlich lange warten, bis der ganze Gegenverkehr durchgegangen war. In einem Quergang geht es dann weiter zu einem Felsspalt, der in einer luftigen Querung (C) in einem Halbrund durchstiegen wird.
Nach der nächsten einfachen Querung ruhten wir uns kurz auf der Rückseite eines Felsturms aus. Von hier aus hast du einen unglaublichen Blick auf die nächste Herausforderung: den Kamin!
Der Kamin ist ein schmaler senkrechter Riss in einer Felswand vor uns. Bei unserer Rast hatten wir uns noch überlegt wie man da überhaupt durchkommen soll… 🙂
Der Kamin, durch den wir uns dann zwängten, ist tatsächlich ziemlich schmal. Teilweise muss man sich gut überlegen, wo man den Fuß hinsetzt, damit man mit dem Rucksack nicht stecken bleibt. Wo nötig sind aber Tritthilfen angebracht.
Oben angekommen wirkt der massive Felsen durch die vielen Spalten so, als ob er kurz vor dem Auseinanderbrechen ist… 🙂
Abschließend geht es noch über einige Eisenstifte und -bügel immer abwärts. Auch hier gilt es weiter aufmerksam zu gehen. Gerade, wenn man schon durch die lange Anstrengung und Konzentration ermüdet ist.
Der Klettersteig endet nach den vielen Felstürmen und bizarren Felsformationen an der Punta Masaré. Erst als wir hier angekommen waren, gab es für uns leckere belegte Brötchen mit Gemüsesticks. Langsam knurrte uns aber auch ganz schön der Magen.
Richtung Osten zur Rotwandhütte hatten wir eine einmalige Weitsicht. Von Westen her krochen wie die Tage zuvor immer mehr Wolken die Felswand herauf. Sobald sie aber am Grat ankamen, lösten sie sich auf.
Von der Punta Masaré geht es dann in Serpentinen einen gerölligen Hang abwärts. Bald kommst du auf einer Hochfläche an, die mit riesigen Felsbrocken übersät ist. Bei der Vorstellung, dass die alle einmal hier heruntergerollt sind, bekommen wir wieder ziemlich Respekt vor den Kräften in der Natur.
Etwa 45 Minuten nach dem Ende des Masaré-Klettersteigs erreichten wir die völlig überfüllte Rotwandhütte. Wir ließen die vielen Menschen links liegen und gingen gleich weiter, vorbei am Chistomannos-Denkmal zurück zur Paolina-Bergstation.
Wusstest du schon?
Das Christomannos-Denkmal ist ein Bronzeadler, der auf dem Weg von der Rotwandhütte zur Paolina-Sesselbahn steht. Er wurde direkt auf die mächtigen Wände des Rosengartenmassivs gesetzt und erinnert an Theodor Christomannos. Sein Lebenswerk war der Ausbau der bekannten Dolomitenstraße von Welschnofen nach Cortina.
Mit dem Sessellift den Berg wieder hinunter zu schweben war nach der Anstrengung wirklich ein unglaublicher Genuss.
Voraussetzungen für die Begehung
Jetzt noch etwas zu den Voraussetzungen für eine Begehung dieser beiden Klettersteige. Der Rotwand Klettersteig wie auch der Masaré Klettersteig zählen zu den einfacheren Steigen. Lass dich allerdings nicht zu dem Gedanken verleiten, dass deshalb jeder diese Tour schafft.
Wusstest du schon?
Jedes Jahr muss die Bergwacht hunderte Bergsteiger retten, die „blockieren“. Das sind Bergsteiger (meist zwischen 20 und 40), die sich selbst überschätzen und sich plötzlich in einer Situation im Fels befinden, in der sie weder vor noch zurückkönnen. Das liegt oft nicht an körperlichem Können, sondern an mentalen Blockaden.
Auch wenn die körperliche Kraft da ist, muss also jeder Bergsteiger klein anfangen und sich langsam steigern. Trittsicherheit, Schwindelfreiheit und innere Ruhe sind im Gebirge genauso wichtig wie Kondition und Kraft.
Was sind also die Grundvoraussetzungen für diesen Klettersteig?
Der Steig auf die Rotwand ist ein meistens nicht sehr steiler Gratklettersteig. Die Tatsache, dass er einen Grat entlang führt, hat ihm die Berühmtheit eingebracht. Dadurch hast du fast die ganze Tour über ein unglaubliches Panorama. Für die gesamte Runde sind Trittsicherheit, Schwindelfreiheit und eine gute Ausdauer notwendig.
Der Steig durch die Rotwand hat maximal die Schwierigkeit B. Wenn du allerdings nicht den Notabstieg zur Rotwand Hütte nimmst, folgen noch zwei B/C-Stellen im Auf- beziehungsweise Abstieg. Dieser Teil stellt unerfahrene Klettersteigeher oft vor Probleme. Der Masaré-Klettersteig ist um einiges anspruchsvoller und hat mehrere Kletterstellen mit Schwierigkeitsgrad C.
Dadurch, dass diese Strecke sehr beliebt ist, sind beide Klettersteige im Juli und August und vor allem am Wochenende hoffnungslos überlaufen. Wir waren froh, im Oktober unterwegs zu sein. Sogar wir hatten in der Nebensaison noch einiges an „Gegenverkehr“. Bei so vielen Kletterern im Steig ist gegenseitige Rücksicht extrem wichtig!
Die Tour, die du in den GPS-Daten findest, verbindet den Rotwand-Klettersteig mit dem Masaré-Klettersteig. Der Aufstieg auf die Rotwand ist durchgehend Schwierigkeitsgrad A. Nur im Gipfelbereich gibt es eine Stelle, die als A/B ausgezeichnet ist. Wer merkt, dass ihn die Kräfte verlassen oder dass er technisch oder mental schon an seine Grenzen gekommen ist, sollte von hier aus den Notabstieg zur Rotwandhütte nehmen.
Wer noch weiter möchte, kann vom Gipfel auf dem Ostgrat absteigen und den Masaré-Klettersteig anhängen. Beide Steige hintereinander zu gehen erfordert allerdings einiges an Kondition. Außerdem hat Masaré auch noch einige schwierigere Kletterstellen als die Rotwand.
Der Masaré-Klettersteig fordert dich mit einigen anspruchsvollen und senkrechten Stellen (C). Die schwierigsten Punkte wurden allerdings mit Tritthilfen entschärft.
An der Nordflanke wirst du im Frühsommer noch harte Altschneereste finden. Auch Gewitter oder der erste Wetterumschwung im Frühherbst können schnell für winterliche Verhältnisse im Steig sorgen.
Ausrüstung
Für diese Tour ist eine komplette Klettersteigausrüstung nötig. Dazu gehört:
- Klettergurt
- Klettersteigset
- Steinschlaghelm
- Festes Schuhwerk
- Klettersteighandschuhe (oder Fahrradhandschuhe)
Achte bei deiner Ausrüstung darauf, dass alles der neuesten Norm entspricht und nicht zu alt ist. Das Material der Kletterutensilien altert und kann brüchig werden. Es wird deshalb empfohlen Seile, Karabiner, Klettersteigset und Klettergurt alle 10 Jahre zu erneuern.
Wenn dein Helm einmal heruntergefallen ist oder du gestürzt bist, solltest du ihn ebenfalls austauschen. Auch wenn du schon einmal in dein Klettersteigset gefallen bist, solltest du es auf jeden Fall austauschen.
Anfahrt
Mit dem Auto
Von der Autobahn München kannst du über Innsbruck und den Brenner bis zur Ausfahrt Bozen Nord fahren und von dort ins Eggental. Über Welschnofen geht’s dann bis zum Karerpass. Bei der Talstation des Paolina-Sessellifts kannst du parken.
Wir waren mit dem Wohnmobil unterwegs und konnten auf der anderen Straßenseite auf einem großen Schotterparkplatz sogar übernachten.
Mit Öffentlichen Verkehrsmitteln
Von München aus kannst du mit der Bahn über Innsbruck und den Brenner bis nach Bozen. Von dort kannst du mit dem Linienbus (Linie 180) weiter über Welschnofen bis zum Karerpass.
Fazit
Diese ausgedehnte Tour über zwei Klettersteige ist wirklich kurzweilig und spannend. Zusätzlich ist sie mit vielen landschaftlichen Höhepunkten gespickt. Bergeinsamkeit wirst du in diesen beliebten Steigen allerdings nicht erleben, vor allem nicht am Wochenende.
Für uns zählt die Strecke aber trotzdem zu unseren Lieblingstouren. Wichtig ist gute Planung und Vorbereitung. Dazu gehört Ausrüstung, Tourenplanung wie auch eine gute Einschätzung der eigenen Fähigkeiten und Grenzen.
Du hast noch Tipps oder Fragen zur Tour? Dann schreibe uns doch gerne einen Kommentar!
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