Semmelstoppelpilz – veganes Hühnchen :-)

Steckbrief

Geruch: Angenehm, Fruchtig
Geschmack: Mild, Bitter, Scharf
Fruchtkörper:
Fleischtextur: Fest, Zerbrechlich
Stielmerkmale: Starr und hart, Farbverändernd bei Berührung
Ringstruktur: Kein Ring
Lamellenbeschaffenheit: Stoppeln
Sporenpulverfarbe: Weiß
Vorkommen: Mischwald, Sommer, Spätsommer, Herbst, Frühherbst, Spätherbst, Frühsommer
Chemische Reaktion: Mykorrhizabildung
Vitalpilz: Nein
Relativer Speisewert: Essbar 2

Dieser Pilz gehört zu den Exemplaren, die von vielen Pilzsammlern übergangen werden. Dabei ist er super lecker!

Sein gelblicher Hut erinnert an die Farbe einer Semmel. Das hat ihm wohl auch seinen Namen eingebracht.

Die ungewöhnlichen Stacheln an der Unterseite machen ihn zu einer Besonderheit unter den Pilzen. Nicht nur sein Aussehen, sondern auch sein Status als leckerer Speisepilz macht ihn interessant für Pilzsammler.

Er sollte allerdings nicht regelmäßig auf deinem Speiseplan stehen.

Warum?

Dazu kommen wir gleich …

Wunderschöne Formen sind möglichPin

Merkmale und Erkennungszeichen

Der Semmelstoppelpilz (lat. hydnum repandum) sieht ziemlich außergewöhnlich aus.

Sein Hut kann in der Größe zwischen 3 und 10 cm variieren. Er leuchtet semmelgelb bis orangegelb. Der weiße Semmelstoppelpilz ist komplett weiß. Die Form des Hutes ist unregelmäßig und polsterförmig.

Eine absolute Besonderheit sind die gelblichen Stacheln auf der Unterseite des Hutes, die etwa 0,3 bis 1 cm lang sind. Diese Stacheln sind ein klares Erkennungszeichen, das ihn von anderen Pilzarten unterscheidet.

Der Stiel kann eine Länge von 3 bis 6 cm und einen Durchmesser von 0,5 bis 1,2 cm haben. Er ist zylindrisch, glatt und oft nicht mittig am Hut angeordnet. Deshalb sieht er meist leicht asymmetrisch aus.

Das Fleisch des Pilzes ist ebenfalls cremegelblich. Solange er jung ist, ist er sehr fest und wird später mürbe.

Der Geruch des Semmelstoppelpilzes ist unauffällig und sein Geschmack mild. Im Alter kann er aber etwas bitter schmecken.

Du findest den Semmelstoppelpilz häufig in Laubwäldern, hauptsächlich auf basischen oder kalkhaltigen Böden. Deshalb fühlt er sich auch auf der schwäbischen Alb so wohl. 🙂

„Hauptsaison“ hat dieser Pilz von August bis November.

Gewellter Pilz auf dem WaldbodenPin

Verwechslungsgefahr

Die Semmelstoppelpilze werden von Pilzsammlern wahrscheinlich öfters einmal verwechselt.

Das ist aber kein Problem.

Ob du den rostgelben, den weißen, den rotgelben oder den genabelten Semmelstoppelpilz im Körbchen hast – alle sind essbar.

Der einzige Böse in der Familie ist der Widerliche Stacheling.

Ihn kann man aber relativ leicht von allen anderen unterscheiden. Er hat einen unangenehmen verwesenden Geruch und einen bitterlichen, scharfen Geschmack. Außerdem sieht er meist eher graubraun aus. Er ist ungenießbar, gilt in der chinesischen Medizin aber als Heilpilz!

Wo findet man den Semmelstoppelpilz?

Diesen Pilz findest du hauptsächlich von August bis November.

Ihm gefällt es sehr gut in Laubwäldern auf basischen oder kalkhaltigen Böden.

Das ist auch der Grund, warum er leider immer weniger anzutreffen ist. Wie viele andere Mykorrhizapilze zieht er sich bei zunehmender Oberflächenversauerung zurück.

Lecker, oder nicht?

Das ist eine gute Frage!

Und scheinbar beim Semmelstoppelpilz gar nicht so einfach zu bestimmen … 🙂

Also unsere bescheidene Meinung: LECKER!

Die Textur ist super fleischig. Uns erinnert es etwas an Hühnchenfleisch.

Der Pilz passt gut zu fast jeder Zutat, und sein milder, zart nussiger, aprikosenähnlicher Geschmack ist mega lecker.

Einzigartig ist auch, dass er Flüssigkeiten absorbiert, statt sie abzugeben. Das merkst du sofort in der Pfanne. Normal entsteht beim Braten von Pilzen schnell eine Soße. Den Semmelstoppelpilz kannst du dagegen perfekt anbraten.

Du kannst den Semmelstoppelpilz teilweise auch auf dem Markt kaufenPin
Du kannst den Semmelstoppelpilz teilweise auch auf dem Markt kaufen

Jetzt die Meinung der Pilz-Profis:

Manche beschreiben ihn als einen hervorragenden Speisepilz. Andere schreiben, er wäre ziemlich zäh und daher schwer verdaulich. Andere bewerten ihn als mittelmäßigen Speisepilz, der lange gekocht werden muss.

Es gibt aber auch Pilzkenner, die bei der Bewertung Unterschiede beim Alter des Pilzes machen. Sie schreiben, dass junge Exemplare wohlschmecken und lange frisch bleiben, während alte Pilze bitter schmecken und nicht mehr verwendbar sind.

Das sehen wir auch so. Ältere Pilze, bei denen die Stoppeln schon relativ lang sind, schmecken wirklich nicht mehr so lecker wie junge Exemplare. Die kannst du beim Sammeln deshalb gleich stehen lassen.

Achte beim Sammeln auf die Länge der StoppelnPin
Achte beim Sammeln auf die Länge der Stoppeln

Jetzt geht’s in die Küche

Es gibt verschiedne Arten wie du deinen wertvollen Fund aus dem Wald jetzt verarbeiten kannst. Hier ein paar Ideen:

Mit Spaghetti alla Carbonara

Für dieses Rezept brauchst du außer den Pilzen auch Spaghetti, Speck, Zwiebel, Sahne, Eier, Parmesan und ein paar Gewürze.

Die Zubereitung ist ein Mix aus klassischer Carbonara mit dem besonderen Twist durch die Pilze.

Sie werden angebraten und später mit der Speck-Zwiebel-Mischung und der cremigen Eiersahne zu den Spaghetti gegeben, was ein aromatisches und herzhaftes Gericht ergibt​​.

Serviert wird es mit einem Parmesan-Topping.

Als Risotto

Bei einem cremigen Risotto sorgen die Pilze für ein nussiges Aroma. Beginne damit, die Pilze zu säubern und zu schneiden.

Für ein intensives Aroma kannst du dann zuerst Schalotten und Knoblauch in Olivenöl anschwitzen. Nachdem du die Pilze hinzugefügt und angebraten hast, den Reis hinzufügen. Das Ganze mit Weißwein ablöschen.

Schrittweise die Brühe hinzufügen, bis der Reis cremig und al dente ist.

Am Ende mit Parmesan und einem Stück Butter verfeinern – für extra Cremigkeit.

Gebraten

Einfach und lecker!

Die Pilze putzen, in Scheiben schneiden und einfach in einer heißen Pfanne mit Knoblauch und Kräutern anbraten. So essen wir sie gerne als Beilage oder auf geröstetem Brot.

Du könntest die Pilze vorher auch noch in einer Marinade aus Olivenöl, zerdrücktem Knoblauch, Thymian, Rosmarin und einem Spritzer Zitrone einlegen. Das gibt den milden Pilzen zusätzlichen Geschmack.

Zum Abschluss mit grobem Meersalz und frisch gemahlenem Pfeffer würzen.

Pilz-Pfanne mit Gemüse

Du kannst auch eine bunte Mischung aus Semmelstoppelpilzen und saisonalem Gemüse zaubern. Zucchini, Paprika und Auberginen passen zum Beispiel sehr gut dazu.

Die Pilze und das Gemüse dafür in einer Pfanne mit etwas Öl und Gewürzen anbraten, bis alles schön gebräunt ist.

Ein Schuss Sojasauce und ein bisschen Honig am Ende der Garzeit geben dem Ganzen eine süß-salzige Note.

In Sahnesauce

Zuerst die Pilze in Butter oder Öl mit etwas Thymian und Knoblauch anbraten. Nachdem du mit Weißwein abgelöscht hast, Sahne oder Kokosmilch hinzufügen und köcheln lassen, bis sie leicht eindickt.

Ein bisschen Zitronenabrieb und frisch gehackte Petersilie vor dem Servieren unterrühren, um Frische hinzuzufügen.

Dazu passt Pasta oder frisches Brot.

Als Suppe

Du beginnst mit einer Basis aus fein gehackten Schalotten und Knoblauch, die in Butter glasig gedünstet werden. Die geputzten Pilze dazugeben und leicht anbraten, um ihre Aromen freizusetzen.

Ein Schuss Weißwein vertieft das Aroma noch, bevor du mit Gemüsebrühe aufgießt. Wenn du willst, kannst du noch einen Schuss Sahne dazugeben. Das verleiht der Suppe eine seidige Textur.

Abgerundet wird diese elegante Suppe mit frischen Kräutern wie Thymian oder Petersilie und einer Prise Muskatnuss.

Ein paar geröstete Brotwürfel oder Croûtons on top und fertig.

Junge Pilze mit schön kurzen StoppelnPin
Junge Pilze mit schön kurzen Stoppeln

Nährwert und mögliche Risiken

Pilze im Wald selbst zu sammeln, hat viele gesundheitliche Vorteile. Du kommst dadurch an viele Vitamine und Mineralien heran. Trotzdem gibt es einige Risiken wegen potenzieller Schwermetall- und Radioaktivitätsbelastungen in bestimmten Gebieten.

Auch Semmelstoppelpilze können, wie viele andere Pilzsorten, Schadstoffe aus ihrer Umgebung aufnehmen. Es ist also ratsam, sie aus unbelasteten, sauberen Gebieten zu sammeln.

Hier einige Infos zu den Vor – und Nachteilen beim Sammeln.

Nährwerte

Dieser Pilz besteht zu 53 % aus Kohlenhydraten. Er enthält 27 % Protein und nur 3 % Fett. Die restlichen 17 % sind hauptsächlich Zellulose und Asche.

Er enthält mehrere Mikronährstoffe. Dazu gehören Vitamin C, Calcium, Kupfer, Magnesium, Zink und Eisen.

Für die Forschung interessant sind besonders die medizinischen Vorteile. Eine Studie aus dem Jahr 2021 zeigt, dass der Semmelstoppelpilz antioxidative, krebshemmende, antimikrobielle und antibiofilmische Eigenschaften haben könnte.

Die Autoren behaupten, dass diese Eigenschaften von den berühmten „Phenolverbindungen“ stammen, die für mehrere biologische Funktionen verantwortlich sind.

Nachdem diese Verbindungen extrahiert wurden, fanden Forscher sie wirksam im Kampf gegen mehrere Mikroben. Die antibiofilmischen und antioxidativen Eigenschaften können nützlich sein, um Zellschäden zu behandeln und Mikroben zu hemmen. Außerdem könnten sie gegen Krebs und Herz-Kreislauf-Erkrankungen schützen.

Hört sich doch gut an, oder?

Die Forschung steckt allerdings noch in den Anfängen. 😉

Ein gesunder Pilz muss an der richtigen Stelle gesucht werdenPin

Schwermetalle und Radioaktivität?

Du solltest dir aber auch bewusst sein, dass Wildpilzen wie der Semmelstoppelpilz Schwermetalle, Gifte und radioaktive Substanzen aus ihrer Umgebung aufnehmen können.

Dazu gehören Elemente wie Quecksilber, Arsen, Cadmium und Cäsium, die in kontaminierten Böden vorkommen können.

Die Konzentration dieser Substanzen in Pilzen hängt von vielen Faktoren ab. Dazu gehören der Standort, die Bodenbeschaffenheit und die Umweltverschmutzung in der Region.

Auch der Semmelstoppelpilz ist bekannt dafür, dass er Schwermetalle aus dem Boden akkumuliert. Er hat nämlich die Fähigkeit, Metalle und andere Elemente durch seine Myzelien zu filtern und zu konzentrieren.

In Gebieten mit starker industrieller Verschmutzung oder in der Nähe von Schadstoffquellen kann das leider zu erhöhten Konzentrationen von Schwermetallen und anderen toxischen Substanzen führen.

Versuche deshalb Pilze immer aus sauberen, unbelasteten Gebieten zu sammeln. Wenn du unsicher bist, lass die Pilze lieber stehen.

Infos dazu, wie hoch die Strahlenbelastung an deinem Suchort ist, bekommst du auf der Website vom Bundesamt für Strahlenschutz.

Rolle im Ökosystem

Der Semmelstoppelpilz hat eine wichtige ökologische Bedeutung.

Er zersetzt abgestorbenes Holz und trägt so zur Nährstoffrückführung bei. Diese Zersetzungsfunktion unterstützt das Wachstum von Pflanzen, indem sie den Boden mit essenziellen Mineralien anreichert.

Außerdem fördert der Pilz die Biodiversität, indem er Lebensraum und Nahrung für verschiedene Insektenarten bietet. Seine Interaktionen mit anderen Pflanzen können auch symbiotisch sein, was das Wachstum und die Gesundheit der Waldgemeinschaft unterstützt.

Wusstest du schon?

„Symbiotisch“ bezieht sich auf eine enge und oft langfristige Interaktion zwischen zwei verschiedenen biologischen Arten, von der beide profitieren.

In der Natur gibt es viele Beispiele für Symbiosen, wie die Beziehung zwischen bestimmten Pilzen und Pflanzenwurzeln (Mykorrhiza), bei der der Pilz der Pflanze hilft, Nährstoffe aus dem Boden aufzunehmen, während er im Gegenzug Kohlenhydrate von der Pflanze erhält.

Ist es nicht spannend, wie viel es in unserer unmittelbaren Umgebung zu lernen und zu erkunden gibt?

Wir hoffen, dass du durch diese Infos einen neuen Blick auf den Semmelstoppelpilz gewonnen hast. Vielleicht inspiriert es dich, beim nächsten Waldspaziergang ein bisschen genauer hinzusehen. 😉

Samuel und Anja: Autoren von Berginstinct
Hi! Wir sind Anja & Samuel, die Gesichter hinter BERGINSTINCT. Wir lieben Berg- und Hüttentouren, internationale Reisen, sinnvolle Ausrüstung und alles, was mit der Natur zu tun hat. Mehr erfahren…

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