Wir waren mal wieder im Schwarzwald unterwegs … hier bei uns in der Nachbarschaft … kurz vor dem Sonnenuntergang.
Mit dem letzten Sonnenlicht sahen wir zufällig mehrere „Fußbälle“ im Wald liegen.
Von Samuels Schwester wussten wir, dass es runde Riesenpilze geben soll, die man essen kann.
Zur Sicherheit haben wir sie noch schnell mit Videocall angerufen, ob es sich um diesen mysteriösen Riesenbovist handelt – und – tatsächlich!
Nachdem wir die Boviste nach Hause geschleppt hatten, wurden sie natürlich sofort als Abendbrot verarbeitet. Lecker, lecker, lecker kann ich sagen!
Aber jetzt mal von vorn …
Was ist das für ein Pilz?
Wo kannst du ihn finden?
Und wie bereitet man ihn lecker zu?
Gibt es auch gefährliche Doppelgänger?
Vom Sporen zum Giganten: Die Entwicklung
Dieser Gigant der Pilzwelt, startet sein Leben in einer Form, die man kaum mit dem bloßen Auge erkennen kann: als winzige Spore. Diese Sporen, die überall in der Natur vorkommen können, sind der Startpunkt für ein unglaubliches Wachstum. Sobald die Bedingungen – feuchter Boden und die richtige Temperatur – gegeben sind, beginnt die Magie.
Aus den winzigen Sporen entwickelt sich das „Myzel“. Das ist ein Netzwerk aus feinen Pilzfäden, das sich unterirdisch ausbreitet. Dieses Myzel ist der eigentliche Pilz. Der Riesenbovist, den wir sehen und sammeln, ist eigentlich nur der Fruchtkörper. Innerhalb weniger Tage kann er aus dem Nichts auftauchen und Fußball-groß oder sogar größer werden!
Mit der Zeit beginnt der Fruchtkörper dann zu altern. Er verfärbt sich und die feste Oberfläche wird weich und porös.
An der Stelle, an der wir unsere Boviste gesammelt hatten, standen auch ein paar ältere Exemplare. Wenn man sie berührt, kommt aus dem Inneren ein grünlich-braunes Pulver. Das sind Millionen von Sporen, die freigesetzt werden.
Der Zyklus des Lebens kann damit wieder von vorn beginnen. So sichert der Pilzriese sein Fortbestehen und das Wunder des Pilzwachstums geht weiter. 🙂
In Wald und Wiese: Wo du den Pilzriesen findest
Du willst auch einen Riesenbovisten finden?
Dann ist ein Spaziergang durch Wiesen und entlang von Waldrändern genau das Richtige. Außerdem musst du definitiv Geduld und Ausdauer haben.
Der Riesenpilz liebt nährstoffreichen Boden, oft findest du ihn in der Nähe von verrottendem Holz oder Kompost.
Die Hochsaison für diesen Megapilz ist der Spätsommer bis in den Herbst hinein. Wir haben unsere im September gefunden.
Er wächst allerdings ziemlich schnell und verändert auch schnell sein Aussehen. Was heute noch ein junger, essbarer Pilz ist, kann morgen schon überreif sein. Also, wenn du einen guten Fundort entdeckt hast, lohnt es sich, öfter mal vorbeizuschauen.
Eine coole Sache ist, dass Riesenboviste oft in Gruppen zu finden sind. Findest du einen, gibt’s meistens noch mehr in der Nähe.
Nicht verwechseln! So erkennst du den Riesenbovist
Der Riesenbovist ist schon allein durch seine Größe normalerweise nicht zu verwechseln.
Aber, solange er noch eher klein ist, könnte man ihn mit den giftigen Wulstlingen verwechseln. Dazu gehört auch der tödliche Knollenblätterpilz!
Auch mit ein paar essbaren Stäublingen kann er verwechselt werden. Dazu gehört der Beutelstäubling oder der Hasenstäubling. Allerdings auch nur, solange er noch klein ist.
Achte deshalb bei jungen Bovisten auf die Oberfläche und die Konsistenz des Pilzes. Riesenboviste fühlen sich glatt an, ungefähr wie Champignons. Wenn du ihn aufschneidest, sieht er gleichmäßig weiß aus, solange er essbar ist.
Wir empfehlen Riesenboviste nur zu sammeln, wenn sie schon so groß sind, dass andere Pilze einfach nicht mehr mithalten können. Dann bist du auf der sicheren Seite.
Achtung!
Wenn du bei einem kleineren Pilz unsicher bist und ihn aufschneidest, dürfen niemals Lamellen zu sehen sein!
Sonst kann es sich um einen tödlichen Knollenblätterpilz handeln.
Zur Not lieber stehen lassen, oder von einem fachkundigen Pilzsammler bestätigen lassen.
Ein Fußball in der Küche: Leckere Rezept-Ideen
Wir fanden, dass der Riesenbovist in der Küche ein echtes Erlebnis ist.
Du hast einen dieser Pilzgiganten ergattert?
Dann erst mal „Herzlichen Glückwunsch“! 🙂
Und was jetzt?
Keine Sorge, wir haben da ein paar Ideen für dich:
Riesenbovist-Schnitzel
Du kannst den Riesenbovist wie ein Schnitzel zubereiten. Das war im September auch unsere Wahl … 🙂
Den Pilz einfach in Scheiben schneiden, panieren und braten. Wir haben ihn dieses Mal nicht paniert. Ist auch möglich, aber wir fanden es nicht so lecker wie mit Panade.
Dafür den Pilz in etwa 1 cm dicke Scheiben schneiden, in Mehl, dann in verquirltem Ei und zum Schluss in Semmelbröseln wenden. In einer Pfanne mit Öl goldbraun braten.
Dazu passt perfekt Kartoffelsalat oder grüner Salat und ein knuspriges Baguette mit Kräuterbutter!
Gefüllter Riesenbovist
Eine etwas ausgefallenere Möglichkeit ist, den Pilz zu füllen.
Den Pilz dazu vorsichtig aushöhlen und mit einer Mischung aus Gemüse, Kräutern und Käse füllen. Für die Füllung kannst du zum Beispiel Zwiebeln, Knoblauch, Paprika und Pilzstücke mit Kräutern und Gewürzen anbraten. Dann den geriebenen Käse untermischen.
Die Mischung in den Pilz geben und im Ofen bei 180 Grad etwa 20 Minuten backen.
Curry – exotisch lecker
Für die Fans von etwas Exotischem.
Den Pilz in Würfel schneiden und mit Zwiebeln, Knoblauch, Ingwer und deinen Lieblingsgewürzen anbraten.
Kokosmilch, Tomaten und vielleicht etwas Spinat dazugeben und köcheln lassen.
Mit Reis servieren – ein Traum!
Suppe – Pilz zum Aufwärmen
Für kalte Tage genau das Richtige.
Den Pilz klein schneiden und zusammen mit Zwiebeln und Knoblauch in etwas Butter oder Öl andünsten. Mit Gemüsebrühe ablöschen und nach Geschmack würzen. Ein paar Minuten köcheln lassen, dann pürieren.
Das Ganze kannst du mit einem Klecks Sahne verfeinern …
Gut zu wissen: gesundheitliche Aspekte
Wo wir schon in der Küche sind … wie gesund ist dieser Pilz eigentlich? Lohnt sich der Aufwand?
Was die Nährwerte angeht, ist der Riesenbovist ein echter Jackpot. Er ist kalorienarm, enthält kaum Fett und ist eine gute Quelle für Ballaststoffe. Super gesund also!
Außerdem ist er reich an Eiweiß, was ihn zu einer tollen Alternative oder Ergänzung zu Fleischprodukten in einer vegetarischen und veganen Ernährung macht. Das freut Anja natürlich besonders …
Zusätzlich zu seinen Basisnährstoffen enthält der Riesenbovist verschiedene Vitamine und Mineralien. Darunter sind Vitamin C und Kalium, die beide für die allgemeine Körpergesundheit wichtig sind. Kalium unterstützt zum Beispiel die Herzfunktion und den Blutdruck.
Der Riesenbovist soll mit seinen Inhaltsstoffen gegen Blutarmut, chronische Entzündungen der Verdauungsorgane und bei Blasenentzündung helfen können.
Geschichte in der Heilkunde
Der Riesenbovist ist auch bekannt als Bovista chirurgorum. Tatsächlich hat er eine lange Geschichte in der Heilkunde.
Im Mittelalter galt er wohl als Heilpilz und wurde für seine heilenden Eigenschaften sehr geschätzt.
Die dunklen Sporen, die aus dem vergehenden braunen Pilzkörper wie Rauch aufsteigen, waren besonders interessant für medizinische Anwendungen.
Diese Sporen enthalten große Menge an wichtigen Mineralien wie Magnesium, Kalium, Phosphor, Zink, Selen und Kalzium. Zusätzlich sind in den Sporen wertvolle Aminosäuren, Ergosterin und das Glykoprotein Calvatin enthalten, welches in Laborversuchen an Tieren eine krebshemmende Wirkung zeigte.
Die Anwendung reichte früher von der Blutstillung nach Amputationen und Wundbehandlung bis hin zur Linderung von Regelblutungen.
Auch in Form von Tee zeigt der Riesenbovist seine heilenden Kräfte. Ein Tee aus den Sporen kann effektiv bei Entzündungen im Mund- und Rachenraum sowie bei Mandelentzündungen und Bronchitis helfen. In der Homöopathie wird er unter dem Namen Calvatia gigantea verwendet, um Haut- und Schleimhautreizungen zu behandeln.
Das Sporenpulver wird auch in modernen homöopathischen Präparaten noch verwendet. Unter dem Namen Calvakehl wird es von der Firma Sanum in verschiedenen Potenzen angeboten und ist apothekenpflichtig.
Also wir trauen uns an den verwesenden Pilz mit den braunen Sporen nicht so wirklich heran, aber interessant, was damit so alles gemacht wird! 🙂
Ein Held des Ökosystems: Warum der Riesenbovist wichtig ist
Wenn er schön älter ist, sieht der Bovist nicht mehr sehr ansprechend aus. Aber genau dann spielt er eine wichtige Rolle im Ökosystem.
Er gehört nämlich zu den „Zersetzern“.
Er hilft also dabei, abgestorbene organische Materialien wie Holz und Blätter zu verwerten. Dieser Prozess ist entscheidend für die Nährstoffkreisläufe im Wald. Dabei werden nämlich wichtige Nährstoffe freigesetzt und für andere Pflanzen verfügbar gemacht.
Aber der Riesenbovist tut noch mehr für die Natur.
Er bietet Lebensraum und Nahrung für verschiedene Insektenarten und Mikroorganismen. Sein riesiger Fruchtkörper wird im reiferen Status eine ganze Mikrowelt für kleine Lebewesen.
Nachhaltig Sammeln
Beim Sammeln von Pilzen ist es wichtig, an die Nachhaltigkeit zu denken.
Das bedeutet, nur so viel mitzunehmen, wie du wirklich brauchst. Sammel die Pilze auch unbedingt im richtigen Stadium – solange sie noch weiß, stabil und möglichst schon relativ groß sind.
So kannst du die Sporenbildung und damit auch die Fortpflanzung sicherstellen.
In der Biotonne bringen die Sporen nämlich leider nichts mehr.
Übrigens ist es auch praktisch unmöglich, im Garten Bovisten anzusiedeln. Nur an einem Ort, der die richtigen Voraussetzungen erfüllt, wird ein neuer Pilz wachsen. Und diesen Ort sucht sich der Pilz aus – nicht du! 😉
Fazit
Unser Waldausflug hatte sich an diesem Tag wirklich gelohnt. Wir haben einiges dazugelernt und es gab ein leckeres Abendessen.
Seitdem schlendern wir immer wieder an der Stelle vorbei, um zu schauen, ob es wieder „Fußbälle“ im Wald gibt…
Definitiv hat uns der Riesenbovist überrascht … unglaublich was da so alles im Wald herumliegt! 🙂
Dieser Pilz hat nicht nur eine außergewöhnliche Größe, sondern punktet auch in der Küche. Beim nächsten Mal werden wir unsere Bovisten-Schnitzel aber auf jeden Fall panieren. Mit einer knusprigen Kruste wird das Ganze bestimmt noch besser!
Wir wünschen dir viel Erfolg bei deiner Suche!
Uns würden aber auch deine Erfahrungen mit diesem Pilz interessieren. Schreibe sie doch einfach unten in die Kommentare!
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