Ein echter Geheimtipp unter Pilzsammlern.
Nicht gerade ein Standardpilz.
Eher wie eine Meereskoralle, mitten im Wald. Wirklich!
Samuels Aussage, als er sie zum ersten Mal gesehen hat: „Der Pilz sieht ja aus wie Anjas Haare!“ 😉
Wir waren hier im Schwarzwald eigentlich auf der Suche nach Trompetenpfifferlingen mit Freunden. Da lag sie auf einmal vor uns im Moos. Wir wären wahrscheinlich achtlos daran vorbeigegangen, hätte einer unserer Freunde nicht laut geschrien … 🙂
Warum die Krause Glucke etwas besonders ist …
Die Krause Glucke ist wirklich etwas Besonderes unter den Pilzen.
Auf dem Wochenmarkt zahlst du für ein Kilo Krause Glucke etwa 80,00 €!!!
Diese Pilze sind ziemlich anspruchsvoll, was ihren Lebensraum angeht. Sie wächst meistens an der Basis von Kiefern und liebt sandige, nährstoffreiche Böden. Diese Bedingungen sind nicht überall gegeben, weshalb die Krause Glucke schon immer ein eher seltener Fund war.
Aber wenn du mal eine entdeckst – vielleicht ganz zufällig wie wir – dann hast du echt Glück gehabt.
Kulinarisch ist die Krause Glucke ebenfalls ein echter Leckerbissen. Sie schmeckt super nussig und die Textur ist fast wie Fleisch. Für Pilzsammler und Feinschmecker ist sie deshalb ein echtes Highlight.
Das Sammeln der Krausen Glucke ist auch eine kleine Herausforderung. Sie versteckt sich oft unter Laub und Tannennadeln, also musst du wirklich genau hinschauen.
Die Welt der Krausen Glucke: Botanische Fakten und Vorkommen
Die Krause Glucke wird von den Wissenschaftlern „Sparassis crispa“ genannt.
Andere umgangssprachliche Namen sind – mein Favorit – „Fette Henne“, oder wie auf der folgenden alten Fotografie „Krauser Ziegenbart“.
Sie ist ein echtes Unikat in der botanischen Welt. Es folgt ein „botanischer Tiefblick“ :-).
Makroskopische Merkmale:
Fruchtkörper: Die Krause Glucke hat einen runden Fruchtkörper, der zwischen 10 und 40 cm breit ist und 2 bis 5 kg wiegt.
Struktur: Eine blumenkohlartige Struktur, die viele Verzweigungen aufweist und aus einzelnen Stängeln besteht, die Hohlräume bilden.
Farbe und Beschaffenheit: Die Färbung des Pilzes variiert von gelblich bis hellbraun. Im getrockneten Zustand ist der Fruchtkörper sehr zerbrechlich. Die Basis ist dick und ähnelt einem Blumenkohlstrunk.
Geschmack und Geruch: Das Fleisch ist weiß und hat einen würzigen Geschmack mit einer nussigen Note.
Sporenpulver: Das Sporenpulver hat einen blassgelben Farbton.
Mikroskopische Merkmale:
Sporen: Die kleinen, glatten Sporen der Krausen Glucke sind elliptisch geformt und haben eine Größe von 5–6 × 4–4,5 Mikrometern.
Lebensraum und Verbreitung:
Dieser Pilz bevorzugt Nadelwälder und wächst vor allem an der Basis von Kiefern. Er kommt in verschiedenen Bodenarten vor. Sie dürfen aber weder zu trocken noch zu nass sein. Geografisch verbreitet ist die Krause Glucke in Asien, Nordamerika, Nordafrika und Europa. Am liebsten hat sie allerdings wärmere Regionen.
Allerdings wohnen wir ja hier bei Freudenstadt im Schwarzwald … nicht unbedingt der wärmste Ort im Schwarzwald … 😉
Erkennungsmerkmale:
Dieser spezielle Pilz lässt sich leicht an ihrer einzigartigen, krausen Struktur erkennen. Sie wächst von Juli bis Dezember, mit einem Höhepunkt im September und Oktober. Der Pilz dringt über Wurzelverletzungen in seine Wirtsbäume ein und verursacht eine Braunfäule, die einen terpentinartigen Geruch aufweist.
Verwechslungsgefahr mit anderen Pilzen
Es heißt zwar, die Krause Glucke könnte von ungeübten Pilzsammlern mit anderen Pilzen verwechselt werden. Ich würde aber sagen, die einzige wirklich hohe Verwechslungsgefahr besteht mit der Breitblättrigen Glucke (Sparassis brevipes). Diese hat, wie der Name schon sagt, etwas breitere „Blätter“, ist aber ebenfalls essbar.
Also ist es nicht wirklich schlimm, wenn statt der „krausen“ die „breitblättrige“ Glucke in der Pfanne landet. 🙂
Eine wichtige Unterscheidung muss aber zwischen der Krausen Glucke und den giftigen Korallenpilzen gemacht werden. Allerdings sehen diese Pilze nicht so kraus und blumenkohlartig aus. Eben eher wie Korallen …
Giftige Korallenpilze sind beispielsweise die Bauchweh-Koralle oder die Dreifarbige Koralle. Diese Arten haben meist strauchartig verzweigte Fruchtkörper, im Gegensatz zur blumenkohlähnlichen Struktur der Krausen Glucke. Beim Verzehr kannst du heftige Magen-Darm-Beschwerden bekommen.
Korallenpilze sind übrigens generell nicht so leicht zu unterscheiden und sollten deshalb nicht von Anfängern gesammelt werden.
Ökologische Bedeutung – Rolle im Ökosystem & Symbiose mit Bäumen
Die Krause Glucke spielt auch eine wichtige Rolle im Ökosystem, vor allem in Bezug auf ihre Beziehung zu Bäumen und Wäldern.
Was das bedeutet?
Hier einiges, was man der Krausen Glucke nicht unbedingt ansieht:
Ökologische Rolle
Die Krause Glucke ist ein saprobiontischer Pilz.
What? 🙂
Das bedeutet, dass sie auf totem oder sterbendem Holz wächst und sich von dessen organischem Material ernährt.
Dieser Prozess ist für das Ökosystem extrem wichtig. Durch das Abbauen von Holzmaterial hilft die Krause Glucke, Nährstoffe im Boden zu recyceln und trägt zur Humusbildung bei.
Ohne solche Pilze würden Wälder unter einer Anhäufung von nicht zersetztem Holz leiden, was die Regeneration und das Wachstum neuer Pflanzen beeinträchtigen würde.
Symbiose mit Bäumen
Obwohl sie hauptsächlich saprobiontisch ist, gibt es Hinweise darauf, dass die Krause Glucke in manchen Fällen auch eine Art symbiotische Beziehung mit lebenden Bäumen eingehen kann.
Neudeutsch: sie zersetzt Holz nicht nur, sondern arbeitet auch mit Bäumen zusammen.
Wie das?
Sie besiedelt die Wurzeln oder den unteren Stammbereich von Nadelbäumen, vor allem Kiefern. So kann sie dabei helfen, schwache oder sterbende Bäume abzubauen und somit Platz für gesündere Bäume zu schaffen.
Diese Wechselwirkung ist ein gutes Beispiel für die komplexe Dynamik in Waldökosystemen, wo das Absterben und der Abbau von Pflanzenmaterial zur Gesundheit und zum Gleichgewicht des Gesamtsystems beitragen.
Bedeutung für den Boden und die Biodiversität
Ein gesunder Boden ist entscheidend für das Wachstum von Pflanzen und die Erhaltung der Biodiversität im Wald.
Durch den Abbau von Holzmaterial und die Umwandlung in nährstoffreichen Humus spielt die Krause Glucke eine wichtige Rolle in der Bodengesundheit.
Pilze wie die Krause Glucke tragen dazu bei, dass Nährstoffe für andere Pflanzenarten verfügbar werden, was wiederum eine Vielzahl von Tieren und anderen Organismen unterstützt.
Einfluss auf die Waldgesundheit
Die Anwesenheit der Krause Glucke in einem Waldgebiet kann deshalb ein Indikator für ein gesundes Ökosystem sein.
Ihre Fähigkeit, Holzmaterial abzubauen, unterstützt die natürliche Erneuerung und den Kreislauf im Wald. Sie trägt dazu bei, dass alte und sterbende Bäume zersetzt werden, was den Platz für neues Wachstum freimacht und somit einen wichtigen Teil des Lebenszyklus im Wald darstellt.
Die Krause Glucke in der Küche – Geschmack, Rezepte und Zubereitungstipps
Die Krause Glucke ist ein echter Alleskönner. Du kannst sie braten, dünsten, grillen oder als Suppeneinlage verwenden.
Aber Achtung: Der Pilz sollte immer gut durchgegart werden. Roh ist sie sehr schwer verdaulich und kann Übelkeit und Bauchschmerzen verursachen.
Vor der Zubereitung solltest du ihn immer gründlich reinigen. In dem Lockenkopf kann sich nämlich wunderbar Sand, kleine Ästchen und auch Insekten sammeln. Am besten erst einmal unter fließendem Wasser abspülen.
Roh ist der Pilz ziemlich zerbrechlich. Es ist sehr praktisch, wenn du kurz etwas heißes Wasser darüber gießt. Das macht ihn etwas elastischer und leichter zu putzen.
Danach kannst du die Glucke in breite Scheiben schneiden und unter fließendem Wasser leichter abspülen und reinigen.
Tipp!
Ein kleiner Tipp aus unserer Erfahrung mit der Krausen Glucke, die ihr oben auf dem Bild seht.
Leider war uns zu diesem Zeitpunkt noch nicht klar, dass wir den Strunk nicht mitverarbeiten dürfen. Deshalb hatten wir nach dem Essen zwei Tage leichte Bauchschmerzen und Übelkeit. Es ging allerdings von allein wieder weg.
Also lernt aus unserer Erfahrung und schneidet den Strunk großzügig weg, bevor ihr ihn in die Pfanne haut … 😉
Grund dafür ist scheinbar, dass er härter und schwerer verdaulich ist als der Rest des Pilzes. Das kann zu Magen-Darm-Problemen wie Übelkeit und Erbrechen führen.
Und wie wir der Krauskopf jetzt verarbeitet? Es gibt sehr viele Möglichkeiten. Hier mal drei Ideen:
Krause Glucke in Kräuterbutter gebraten
Zutaten:
300 g Krause Glucke
3 EL Butter oder Margarine
Eine Handvoll gemischte Kräuter (z. B. Petersilie, Thymian, Rosmarin), fein gehackt
2 Knoblauchzehen, fein gehackt
Salz und Pfeffer nach Geschmack
Zubereitung:
Die Krause Glucke in mundgerechte Stücke schneiden. Butter oder Margarine in einer Pfanne erhitzen und den Knoblauch kurz anschwitzen. Die Pilzstücke hinzufügen und bei mittlerer Hitze braten, bis sie goldbraun sind. Kräuter unterrühren und alles mit Salz und Pfeffer abschmecken.
Heiß servieren, ideal als Beilage. Oder aber auf frischem Bauernbrot oder Baguette. 🙂
Cremige Krause Glucke-Suppe
Zutaten:
400 g Krause Glucke
1 Zwiebel, gewürfelt
2 EL Olivenöl
750 ml Gemüsebrühe
200 ml Sahne oder Kokosmilch
Salz, Pfeffer, Muskatnuss
Zubereitung:
Zwiebel in Öl glasig dünsten, die Glucke in kleinen Stücken hinzufügen und kurz mitdünsten. Mit Gemüsebrühe ablöschen und etwa 20 Minuten köcheln lassen. Suppe pürieren, Sahne oder Kokosmilch einrühren und mit Gewürzen abschmecken.
Heiß servieren. Wenn du willst, kannst du das Ganze mit ein paar Croûtons und frischen Kräutern garnieren.
Krause Glucke Risotto
Zutaten:
300 g Krause Glucke, gereinigt und zerkleinert
1 Tasse Risottoreis
1 kleine Zwiebel, fein gehackt
750 ml Hühner- oder Gemüsebrühe
½ Tasse Weißwein
2 EL Parmesan, gerieben
Salz und Pfeffer
2 EL Olivenöl
Zubereitung:
Zwiebeln in Öl anbraten, bis sie glasig sind. Reis hinzufügen und unter Rühren leicht anrösten. Mit Weißwein ablöschen und einkochen lassen. Nach und nach heiße Brühe hinzufügen, dabei ständig rühren. Nach etwa 15 Minuten die Krause Glucke in mundgerechten Stücken unterrühren. Wenn der Reis gar ist, Parmesan einrühren und mit Salz und Pfeffer abschmecken.
Heiß servieren, vielleicht mit ein bisschen frischem Basilikum garniert.
Ist die Krause Glucke gesund? – Nährwerte und Inhaltsstoffe
Der Pilz-Lockenkopf bekommt gleich mehrere Gesundheitspunkte:
Nährstoffgehalt
Die Krause Glucke ist kalorienarm, mit nur etwa 32 kcal pro 100 g. Sie hat einen hohen Eiweißgehalt, etwa 3 g pro 100 g, was sie zu einer guten Proteinquelle.
Da sich Anja seit einigen Jahren vegan ernährt, hat sie das besonders gefreut… 😉
Vitamine und Mineralstoffe
Der Krauskopf enthält viele Vitamine, darunter Vitamin A, B2, B6, E, K und Folsäure. Diese Vitamine sind wichtig für den Stoffwechsel und halten unseren Körper gesund.
Mineralstoffe und Spurenelemente, die die dieser Pilz zu bieten hat, sind: Magnesium, Selen, Calcium, Mangan, Eisen, Zink und Kupfer.
Beta-Glucan
Ein besonderer Inhaltsstoff der Krausen Glucke ist Beta-Glucan.
Ja, das hatten wir vorher auch noch nie gehört… 😉
Das ist ein Molekül und trägt dazu bei, den Blutzuckerspiegel zu regulieren, das Sättigungsgefühl zu verbessern, die Darmgesundheit zu fördern, das Immunsystem zu aktivieren und den Cholesterinspiegel zu senken.
Genau dieser hohe Beta-Glucan-Gehalt ist wohl auch der Grund, warum es dieser Pilz in die Reihe der Heilpilze geschafft hat.
Positive Auswirkungen auf die Gesundheit
Wissenschaftliche Studien haben gezeigt, dass Extrakte der Krausen Glucke positive Auswirkungen auf den Blutdruck und bei Diabetes haben können. In der Naturheilkunde wird der Pilz bereits seit Jahrhunderten eingesetzt, besonders bei der inneren Anwendung gegen Pilzkrankheiten und Geschwüre.
Allerdings bedarf es wohl noch weiterer seriöser Studien, um diese Wirkungsweisen schulmedizinisch zu bestätigen.
Fazit
Für uns ist dieser Pilz ein echter Glücksgriff gewesen. Mal schauen, wann uns mal wieder eine über den Weg läuft… 😉
Nach unserer anfänglichen Bauchschmerz-Erfahrung haben wir auch gelernt, worauf wir bei der Verarbeitung achten müssen.
Definitiv verdient dieser spezielle Pilz die Auszeichnung als Heilpilz.