Orientierung – überlebst du ohne GPS in der Natur?

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„Zwei Männer haben sich mit einem Dreijährigen in den österreichischen Alpen verirrt. Die Wanderer setzten einen Notruf ab. Dann startete eine außergewöhnliche Rettungsaktion.“ (Merkur.de)

„Ein Mann hat am Signalkopf die Orientierung verloren und die Einsatzkräfte alarmiert. Die finden ihn in einem Felsgraben.“ (Merkur.de)

„Eine Wanderin aus Nordrhein-Westfalen verirrt sich bei Schneetreiben im Gebirge am Königssee. 20 Mannen der Bergwacht retten ihr nach stundenlangem Einsatz das Leben.“ (Merkur.de)

Das muss nicht sein!

Auch bei Nebel, Regen oder Dunkelheit kannst du deinen Weg finden.

Wie?

Das zeigen wir dir jetzt.

Mutter Natur hilft dir …

Es gibt verschiedene Techniken und Hilfsmittel, die dir helfen können, dich in der Natur zurechtzufinden, auch wenn dein Smartphone den Geist aufgegeben hat und der Kompass daheim liegt.

Im Folgenden ein paar Tricks, wie Sonne, Mond und Sternen dir helfen können.

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Orientierung an der Sonne – Deine Uhr wird zum Kompass

Im Osten geht sie Sonne auf, im Süden nimmt sie ihren Lauf, im Westen wird sie untergehn, im Norden ist sie nie zu sehen.

Sprichwort

Dieses Sprichwort hilft dir zu wissen, wo sich die Sonne zu welcher Tageszeit befindet. Wenn du also morgens die Sonne im Rücken hast, weißt du, dass du gegen Westen schaust.

Die Sonne geht übrigens überall im Osten auf und im Westen unter. Nur nimmt sie auf der Südhalbkugel im Norden ihren Lauf und ist im Süden nie zu sehen. 😉

Im Sommer steht die Sonne um 12.00 Uhr am höchsten, im Winter um 13.00 Uhr.

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Weißt du, dass man eine analoge Uhr (oder eine Smartwatch mit analogem Ziffernblatt) nutzen kann, um sich an der Sonne zu orientieren?

Es ist super einfach:

Auf der Nordhalbkugel

Alles, was du tun musst, ist deine Uhr horizontal zu halten und den Stundenzeiger in Richtung der Sonne auszurichten.

Wenn du dann eine gedachte Linie in der Mitte zwischen dem Stundenzeiger und der 12-Uhr-Marke (Winterzeit) ziehst, zeigt diese Linie in Richtung Süden. In der Sommerzeit nimmst du statt 12 Uhr die 1 Uhr Marke.

Die gegenüberliegende Seite zeigt in Richtung Norden.

Achtung!

Wichtig ist bei dieser Methode, dass immer der kleinere Winkel halbiert wird!

Auf der Südhalbkugel

Hier funktioniert es ähnlich. Nur musst du jetzt die 12-Uhr-Marke auf die Sonne ausrichten. Die gedachte Linie ziehst du wieder zwischen 12 Uhr und dem Stundenzeiger.

Die Linie zeigt in diesem Fall aber auf Norden. Die gegenüberliegende Seite zeigt in Richtung Süden.

Auch hier musst du in der Sommerzeit statt der 12-Uhr-Marke 1 Uhr nehmen.

Das Ganze funktioniert am zuverlässigsten um die Mittagszeit, wenn die Sonne am höchsten steht.

Denk daran, dass du deine Uhr auf die richtige Zeitzone einstellen musst, damit deine Orientierung auch wirklich genau ist.

Diese Methode gibt dir natürlich nur eine grobe Orientierung. Sie ist nicht so genau ist wie ein Kompass oder GPS.

Übrigens: Je näher du dich am Äquator befindest, desto ungenauer ist diese Messung.

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Orientierung am Mond

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Jetzt, wo du dich an der Sonne orientieren kannst, klappt es bestimmt auch mit dem Mond. Das Prinzip ist nämlich dasselbe.

Auch hier musst du natürlich Glück haben, damit der Mond auch wirklich sichtbar ist. Optimal funktioniert diese Methode bei Vollmond.

Wenn du den Mond entdeckt hast, halte deine Uhr waagerecht und richte den Stundenzeiger auf den Mond.

Teile jetzt den Bereich zwischen dem Stundenzeiger und der 12-Uhr-Marke mit einer gedachten Linie in zwei Hälften.

Die gedachte Linie zeigt auf der Nordhalbkugel Richtung Süden. Auf der Südhalbkugel zeigt sie nach Norden.

Und auch hier muss die Sommerzeit berücksichtigt werden. Dann wird statt der 12-Uhr-Marke ebenfalls 1 Uhr verwendet.

Wenn der Mond allerdings nicht voll ist, wird es etwas komplexer. Dazu mehr am Ende des Artikels unter „Das könnte dich zu diesem Thema auch noch interessieren“.

Orientierung an den Sternen

Auch die Sterne helfen dir, dich zu orientieren. Auf der Nordhalbkugel zeigt dir der Nordstern (Polarstern), wo Norden ist.

Wie du den findest?

Das Sternenbild „Großer Wagen“ findet man – wenn man es kennt – sehr schnell. Es ist eine auffällige Sternenkonstellation, die aussieht wie eine Schubkarre. Er besteht aus sieben hellen Sternen.

Speziell wichtig sind für uns dabei die zwei hinteren Sterne der „Ladefläche“ des Großen Wagens. Diese beiden Sterne, bekannt als die Zeigersterne, sind Dubhe und Merak.

Um den Polarstern zu finden, nimmst du diese zwei Sterne als Ausgangspunkt. Stell dir eine gedachte Linie vor, die von Merak (dem unteren Stern) zu Dubhe (dem oberen Stern) führt. Verlängere diese Linie nach oben – etwa fünfmal die Distanz zwischen Dubhe und Merak.

Der Polarstern ist gleichzeitig auch der hellste Stern im „Kleinen Wagen“, einer kleineren und weniger auffälligen Sternenkonstellation. Er sieht aus, wie eine Mini-Version des Großen Wagens. Der Polarstern befindet sich am Ende der Deichsel des Kleinen Wagens.

Oft sieht der Kleine Wagen wie ein Spiegelbild des Großen Wagens aus. Er besteht ebenfalls aus sieben Sternen, die ein Trapez mit einer Deichsel formen. Der Polarstern bildet dabei die Spitze der Deichsel.

Wusstest du schon?

Das Sternbild „Großer Wagen“ ist in Deutschland das ganze Jahr über und zu jeder Zeit in der Nacht sichtbar.

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Das Sternbild „Großer Wagen“. Links oben die Deichsel, rechts der „Kasten“, oder die „Ladefläche“.

Wenn du dich auf der Südhalbkugel befindest, kannst du das „Kreuz des Südens“ nutzen. Das Sternbild besteht aus vier hellen Sternen, die in einem Kreuz angeordnet sind.

Stelle dir eine Linie zwischen den beiden Sternen vor, die sich auf der rechten Seite des Kreuzes befinden. Diese gedachte Linie zeigt Richtung Süden.

Kompasspflanzen – ziemlich praktisch!

Solltest du tagelang weder den Mond noch die Sonne sehen, bist du trotzdem nicht verloren. Es gibt ja noch die Kompasspflanzen!

Für die meisten Pflanzen gilt in der freien Natur, dass die Blätter auf der südlichen Seite dicker und dichter sind.

Es gibt aber auch richtige „Kompasspflanzen“. Sie helfen dir ziemlich zuverlässig beim Navigieren – und das ohne Kompass.

Zu diesen Pflanzen gehört der Stachel-Lattich. Er wird auch Zaun-Lattich oder Kompass-Lattich genannt.

Diese Pflanze wächst hierzulande eigentlich überall. Wahrscheinlich bist du ihr unbewusst schon unzählige Male am Wegesrand begegnet.

Sie wird 30 bis 120 cm hoch. Wenn du den Stängel abbrichst, kommt eine weiße Flüssigkeit heraus.

In der Zeit der Fruchtbildung ist die Pflanze wie von Wattebällchen übersät. Die Schirmchen der Früchte bilden nämlich eine hübsche Kugel.

Interessant zur Orientierung sind für dich aber die Blätter. Der Stachel Lattich möchte nämlich die heiße Mittagssonne vermeiden. Meist zeigt die Schmalseite in Nord-Süd. Die Spreite (der flächige Teil des Blattes) zeigt nach Ost-West.

Weitere Kompasspflanzen sind:

Ameisen als Orientierungshilfe

Wusstest du, dass sich Ameisen in der Sonne aufwärmen, bevor sie zurück ins Nest laufen, um das Nest aufzuheizen?

Ja, das machen sie wirklich! Sie brauchen Wärme, um ihren Ameisenstaat in Schwung zu bringen.

Clever, oder?

Das ist wohl auch der Grund, warum sie ihre Hügel oft gegen Süden bauen. So bekommen die Hügel nämlich mehr Sonnenlicht und wärmen sich dadurch schneller auf. Ameisen brauchen die Wärme, um ihre Eier und die Brut zu wärmen und den Ameisenstaat am Laufen zu halten.

Ameisen bauen ihre Hügel oft an Bäume. Diese stehen dann meist nördlich des Hügels.

So helfen dir Ameisen bei der Orientierung!

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Ein Ameisenhaufen vor einem Baum

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Moos

Mein Opa hatte mir einmal gesagt, dass er sich früher oft am Moos der Bäume orientiert hat.

Wie das?

Moos wächst in Deutschland hauptsächlich auf der nördlichen Seite von Bäumen, weil es dort weniger Sonnenlicht und mehr Feuchtigkeit gibt.

Die nördliche Seite ist also die „Wetterseite“.

Ausrichtung

Zusätzlich kannst du dich oft auch an der Ausrichtung der Bäume orientieren. Vor allem bei frei stehenden Bäumen kannst du darauf achten, wie sie wachsen.

Der Wind kommt in Europa hauptsächlich aus dem Westen. Deshalb wachsen Bäume oft gegen Osten geneigt, weil der Wind sie in diese Richtung drückt.

Jahresringe

Wenn du bei gefällten Bäumen den Baumstumpf näher unter die Lupe nimmst, kannst du auch herausfinden, wo Süden ist. Und zwar ist es immer die Seite, auf der die Jahresringer weiter auseinander liegen. Auf dieser „warmen“ Seite hat die Sonne nämlich für mehr Wachstum gesorgt.

Erst einmal musst du wissen, ob der Mond zu – oder abnimmt.

Tipp!

Hat der Mond seine Rundung auf der linken Seite wie bei „a“ ist er abnehmend.

Ist die Rundung rechts wie beim altdeutschen „z“ ist er zunehmend.

Danach geht es ans schätzen. Wie viel Mondfläche ist im Vergleich zum Vollmond zu sehen? Dabei kannst du aus zwölf Mondphasen wählen. Also: Vollmond bedeutet 12/12 (Zähler/Nenner), Viertelmond 3/12, Halbmond 6/12 …

Die Zahl vor dem Schrägstrich (Zähler des Bruchs) nutzt du jetzt als „Stundenzahl“.

Jetzt kommt es auch noch darauf an, ob es vor oder nach Mitternacht ist. Vor Mitternacht findest du Süden durch Halbieren des Winkels zwischen dem kleinen Zeiger und der 12 entgegen der Uhrzeigerrichtung. Nach Mitternacht mit der Uhrzeigerrichtung.

Ok, jetzt geht es richtig ans Rechnen: Bei abnehmendem Mond musst du die ermittelte „Stundenzahl“ zur tatsächlichen Uhrzeit addieren, bei zunehmendem Mond subtrahieren.

Beispiel: Es ist 22.30 Uhr, der Mond ist abnehmend und zeigt 8/12 der Vollmondfläche.

Formel: 22.30 Uhr + 8 Stunden = 30.30 Uhr.

30 Uhr gibt es natürlich nicht. Also fängst du ab 24.00 Uhr wieder bei 0 an und kommst auf 6.30 Uhr.

Jetzt tust du so, als wäre tatsächlich 6.30 Uhr und richtest den imaginären Stundenzeiger auf den Mond, liegt Süden wieder genau zwischen dem kleinen Zeiger und der 12 (gegen den Uhrzeigersinn).

Diese Methode ist ziemlich kompliziert, funktioniert dafür aber ziemlich zuverlässig.

Wenn du dir die Sterne anschaust, kannst du anhand der Bewegung der Erde bestimmen, in welche Himmelsrichtung du blickst.

Wähle dafür zwei entfernte Punkte, wie zwei Bäume, und zwischen ihnen zwei senkrecht in den Boden gesteckte Stöcke als Zielfernrohr nutzen. Wähle einen Stern aus, der genau durch das Zielfernrohr zu sehen ist, und beobachte ihn für eine Weile.

Durch die Rotation der Erde wird sich der Stern langsam bewegen:

  • Wenn der Stern nach links wandert, schaust du nach Norden.
  • Wenn der Stern nach rechts wandert, schaust du nach Süden.
  • Wenn sich der Stern nach oben bewegt, schaust du nach Osten.
  • Wenn er sich nach unten bewegt, schaust du nach Westen.

Solltest du in der Nähe einer Stadt sein, können dir auch die Satellitenschüsseln bei der Orientierung helfen.

Diese werden nämlich meistens nach Süd-Ost ausgerichtet.

Das gilt aber nur auf der Nordhalbkugel. Wenn du auf der Südhalbkugel unterwegs bist, sind sie nach Nord-Ost ausgerichtet.

Samuel und Anja: Autoren von Berginstinct
Hi! Wir sind Anja & Samuel, die Gesichter hinter BERGINSTINCT. Wir lieben Berg- und Hüttentouren, internationale Reisen, sinnvolle Ausrüstung und alles, was mit der Natur zu tun hat. Mehr erfahren…

2 Gedanken zu „Orientierung – überlebst du ohne GPS in der Natur?“

  1. Hallo Ihr,
    danke für die tolle und informative Seite.
    Eine Korrektur habe ich anzumerken: es ist nicht die Deichsel, mit deren gedachter Verlängerung man den Polarstern findet, sondern die hintere Ladebordwand. Die ist am anderen Ende… nicht dass noch Leute verloren gehen 😉
    Viele Grüße

    Antworten
    • Hey Torsten,
      vielen Dank für den Hinweis…
      Es ist tatsächlich die hintere Ladebordwand, oder die beiden Sterne, die am weitesten von der Deichsel entfernt sind. Ich hatte es mit dem „kleinen Wagen“ verwechselt. An dessen „Deichsel-Ende“ befindet sich ja der Polarstern… 🙂
      Ich habe es gleich im Text geändert…
      Liebe Grüße

      Antworten

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