Der König des Waldes: Gemeiner Steinpilz

Steckbrief

Geruch: Angenehm, Pilzig
Geschmack: Mild, Pilzig
Fruchtkörper: Konvex (halbkugelig), Gewölbt
Fleischtextur: Fest
Stielmerkmale: Voll und kompakt, Starr und hart, Knollige Basis, Mit einem Netzwerk von Adern oder Mustern
Ringstruktur: Kein Ring
Lamellenbeschaffenheit: Keine Lamellen
Sporenpulverfarbe: Braun
Vorkommen: Mischwald, Nadelwald, Sommer, Spätsommer, Herbst, Frühherbst, Spätherbst
Chemische Reaktion: Mykorrhizabildung, Keine bekannte Reaktion
Vitalpilz: Ja
Relativer Speisewert: Essbar 1

Steinpilze waren früher eine Art Lebensretter für die Ärmeren, die sich Fleisch nicht leisten konnten. Eine natürliche, nahrhafte Alternative, die man einfach im Wald sammeln konnte.

Gleichzeitig hatten sie aber auch einen Statussymbol-Charakter. Sie waren oft den höheren Schichten vorbehalten. Das sieht man auch an dem alternativen Namen „Herrenpilz“.

Der Steinpilz ist auch heute eher der VIP unter den Pilzen. Das liegt nicht nur an seinem nährstoffreichen Profil, sondern auch an seinem exquisiten Geschmack. Deshalb wird er oft als König der Pilze bezeichnet.

Beim Pilzesammeln gehört der Steinpilz auch heute definitiv zu den Favoriten.

Tauchen wir deshalb jetzt einmal etwas tiefer in die Welt des Steinpilzes ein …

Gemeiner Steinpilz – selber finden: Tipps für Anfänger

Großer Steinpilz aus dem SchwarzwaldPin
Unsere Ausbeute hier im Schwarzwald…

Steinpilze zu finden, kann für Anfänger eine kleine Herausforderung sein. Am meisten Glück wirst du in den Monaten August bis Oktober haben, das ist die Hauptpilzsaison.

Steinpilze lieben feuchte, gut belüftete Standorte. Halte deshalb Ausschau nach lichten Laub- und Nadelwäldern. Besonders gerne wachsen sie in der Nähe von Buchen und Fichten.

Wenn du im Wald bist, achte auf die Bodenbeschaffenheit. Steinpilze bevorzugen lockeren, humusreichen Boden. Sie sind oft unter Laub oder Moos versteckt. Es lohnt sich deshalb auch einmal das Moos anzuheben.

Ein gemeiner Steinpilz - versteckt unter einem Stein und MoosPin
Ein Steinpilz – versteckt unter einem Stein und Moos

Ein kleines Messer ist sehr praktisch, um die Pilze am Stiel sauber abzuschneiden. Das schützt das Myzel und sorgt dafür, dass Pilze am gleichen Ort wieder wachsen können.

Tipp!

Wenn du Fliegenpilze siehst, halt die Augen offen – oft sind Steinpilze nicht weit davon! Beide mögen ähnliche Plätze – feucht und schattig

Eine wichtige Regel: Wenn du dir bei einem Pilz nicht 100 % sicher bist, lass ihn lieber stehen. Es gibt einige giftige Arten, die Steinpilzen ähnlich sehen.

Zum Thema Nachhaltigkeit: Sammle nicht alle Pilze, die du an einem Ort findest. Lass beispielsweise die kleineren oder ziemlich alten stehen. Das schützt das Ökosystem.

Ökosystem?

Was das ist?

Seine Majestät – Ein unverzichtbarer Akteur im Ökosystem

Seine Majestät - Ein unverzichtbarer Akteur im ÖkosystemPin

Steinpilze sind nicht nur ein gutes Zeichen für das Abendessen, sondern auch für ein gesundes Ökosystem. Sie tragen nämlich zum Nährstoffkreislauf bei, weil sie mit den Bäumen in Symbiose leben.

Das tut der Pilz, indem er eine Partnerschaft mit den Wurzeln eingeht. Dieses Phänomen, bekannt als Mykorrhiza, ist sozusagen ein gegenseitiger Austausch.

Der Pilz hilft dem Baum, Wasser und Nährstoffe aus dem Boden aufzunehmen. Dabei konvertiert er Mineralien und Wasser aus dem Boden in eine Form, die für die Bäume leichter aufnehmbar ist. Im Gegenzug erhält er Kohlenhydrate, die der Baum durch Photosynthese produziert.

Das ist ein fein abgestimmter chemischer Prozess, bei dem organische und anorganische Stoffe zwischen den Wurzeln der Bäume und den Pilzhyphen (den fadenartigen Strukturen des Pilzes) transferiert werden. Diese Symbiose ist essenziell für das Überleben und Gedeihen beider Organismen und ein mega Beispiel für die Komplexität und Effizienz natürlicher Systeme.

Steinpilz -Variationen: Unterschiede und Besonderheiten

Wie bei den meisten Pilzsorten sehen nicht alle Steinpilze genau gleich aus.

Es gibt eine riesige Vielfalt und jede Variation hat ihren eigenen Charakter. Diese Unterschiede sind nicht nur interessant für Pilzsammler, sondern auch wichtig für das Verständnis ihrer Ökologie und ihres Verhaltens in verschiedenen Umgebungen.

Großer Steinpilz

Zuerst einmal der Klassiker: der Große Steinpilz. Er ist bekannt für seinen breiten, dunkelbraunen Hut und den robusten Stiel. Dieser Typ ist bei Sammlern besonders beliebt. Er hat einen kräftigen Geschmack und eine super fleischige Textur. Damit ist er ideal für Pilzgerichte.

Sommersteinpilz

Sommersteinpilze sind etwas heller als gemeiner Steinpilz.Pin
Sommersteinpilze sind etwas heller…

Dann haben wir eine hellere Variante. Er wird oft als Sommersteinpilz bezeichnet. Diese Art zeichnet sich durch einen helleren, fast cremefarbenen Hut und einen schlankeren Stiel aus. Sommersteinpilze wachsen, wie der Name schon sagt, hauptsächlich in den wärmeren Monaten und sind etwas milder im Geschmack.

Gebirgssteinpilz

In höheren Lagen, aber auch in kühleren Regionen, kannst du Gebirgssteinpilze finden. Diese sind in der Regel kleiner und haben einen kompakteren Wuchs. Ihre Hüte sind außerdem oft dunkler und sie entwickeln ein intensiveres Aroma. Das macht sie besonders bei Kennern sehr beliebt.

Piniensteinpilz

Eine weitere interessante Steinpilz-Art ist der Piniensteinpilz. Er wächst – wer hätte es gedacht – in Gebieten mit vielen Pinien. Er hat oft einen eher rötlichen Hut und einen unverwechselbar harzigen Geschmack. Diese Art ist ein gutes Beispiel dafür, wie die Umgebung den Geschmack und das Aussehen eines Pilzes beeinflussen kann.

Unterschiede bei Steinpilzen

Es gibt auch regionale Unterschiede. In einigen Teilen Europas findet man Varianten, die es in diesen Farben und Größen in anderen Regionen nicht gibt. Die Unterschiede werden durch das Klima, den Bodentyp und die umgebende Vegetation beeinflusst.

Jede dieser Steinpilz-Varietäten hat ihre eigene ideale Wachstumsbedingung. Einige mögen lieber feuchte, schattige Wälder, andere stehen eher auf sonnige Waldlichtungen. Der Bodentyp spielt auch eine wichtige Rolle – einige Arten bevorzugen kalkhaltige, andere eher saure Böden.

Wer die Unterschiede kennt, kann sie auch für die kulinarische Vielfalt nutzen.

Zum Beispiel wird der Große Steinpilz oft in herzhaften Eintöpfen verwendet, während der Sommersteinpilz besser zu leichten, sommerlichen Gerichten passt. Gebirgssteinpilze sind die perfekte Wahl für Risottos oder als Beilage zu Wildgerichten, und der Piniensteinpilz kann einzigartige Akzente in mediterranen Rezepten setzen.

Falls du eher ein Pilz-Anfänger bist, ist es sinnvoll, sich erst einmal auf die bekannteren Arten zu konzentrieren und Erfahrungen zu sammeln. Später kannst du dich dann an die selteneren und Typen wagen.

Vom Waldboden bis in die Küche: Die Reise des Steinpilzes

Vom Waldboden bis in die KüchePin

Steinpilze finden oft ihren Weg in die Küchen von Gourmets.

Wie werden sie am besten verarbeitet?

Zuerst einmal solltest du sie gründlich reinigen. Sonst bringen diese Pilze gerne Erde und kleine Waldbewohner mit. Ein weiches Bürstchen und ein feuchtes Tuch sind super, um sie zu säubern, ohne sie zu durchnässen.

Steinpilze geben jedem Gericht eine besondere Note, von einfachen Bruschettas bis zu ausgefeilten Hauptgerichten. Sie sind mega vielseitig. Hier nur ein paar Ideen, was du mit deinem Fund alles anstellen kannst:

Gebratene Steinpilze

Frische Steinpilze sind für uns definitiv ein Highlight in der Bratpfanne. Mit etwas Butter oder Margarine und Knoblauch angebraten, können sie ihren unvergleichlichen Geschmack richtig entfalten. Eine Prise Salz und frisch gemahlener Pfeffer reichen eigentlich schon, um die natürlichen Aromen zu betonen. Dazu essen wir gerne Weißbrot und frisches Gemüse.

Steinpilzrisotto

Steinpilzrisotto ist ebenfalls ein Klassiker. Die cremige Textur des Risottos mit dem herzhaften Aroma der Pilze passt unglaublich gut zusammen. Wenn du dem Ganzen noch eine besondere Note geben möchtest: ein Schuss Weißwein und etwas frisch geriebener Parmesan.

Steinpilz-Steak

Eine andere beliebte Zubereitungsart ist das Grillen. Große Steinpilze können wie ein Steak behandelt werden – kurz auf hoher Flamme grillen, und einfach mit Olivenöl, Salz und Kräutern marinieren. Wenn du auf dein Fleisch nicht verzichten möchtest, kannst du diese vegetarischen Steaks auch perfekt als Beilage zum Fleisch nehmen.

Steinpilz-Carpaccio

Experimentierfreudige Köche nutzen Steinpilze auch für innovative Gerichte. Wie wäre es zum Beispiel mit einem Steinpilz-Carpaccio? Dünn geschnittene, rohe Steinpilze, mariniert in einer Mischung aus Olivenöl, Zitronensaft, Salz und Pfeffer, sind echt eine Delikatesse! Außerdem kannst du damit nicht nur geschmacklich, sondern auch optisch beeindrucken … 😉

Steinpilzcremesuppe

Für Liebhaber der feinen Küche ist eine Steinpilzcremesuppe ein Muss. Die Kombi aus sahniger Textur und dem tiefen, erdigen Pilzaroma ist pure Gaumenfreude. Je nach Geschmack kannst du Sahne oder auch Kokosmilch dazu nehmen.

Tipp!

Wenn du Kokosmilch als pflanzliche Variante nimmst, stört viele der starke Kokosgeschmack. Um ihn zu neutralisieren, reicht ein Schuss Sojasoße.

Steinpilznudeln

Nicht zu vergessen sind selbst gemachte Steinpilznudeln, bei denen fein gehackte Pilze in den Nudelteig eingearbeitet werden. Serviert mit einer leichten Butter-Salbei-Sauce, sind sie ein einfaches, aber beeindruckendes Gericht. Dafür solltest du aber etwas Zeit einplanen… 😉

Steinpilz-Pesto

Oder du machst ein schnelles Steinpilz-Pesto – die rustikale Variante des klassischen Basilikumpestos. Gehackte Steinpilze, gemischt mit Pinienkernen, Parmesan, Knoblauch und Olivenöl – mega lecker! Passt perfekt zu Pasta oder als Brotaufstrich.

Steinpilz-Nachtisch

Pilze für die süße Küche?

Ja, auch da können Steinpilze eine Rolle spielen. In kleinen Mengen zu einem Schokoladenkuchen oder Muffins hinzugefügt, erzeugen sie eine überraschende Geschmackstiefe …

Gemeiner Steinpilz – haltbar machen?

In der Pilzsaison haben wir aber meistens irgendwann genug von Pilzgerichten. Dann ist jedes Mal die Frage: wie mache ich die Pilze haltbar?

Um Steinpilze zu konservieren, kann man sie super trocknen. Schneide sie dazu in dünne Scheiben, dann trocken sie viel schneller und schimmeln nicht. Trocknen kannst du sie dann an der Luft oder im Dörrgerät.

Wenn du sie dann für ein Gericht gebrauchen möchtest, kannst du sie einfach in etwas heißes Wasser legen. Am besten über Nacht. Dann kannst du sie wie frische Pilze zubereiten.

Tipp!

Das Wasser, in dem die getrockneten Pilze eingeweicht wurden, beim Kochen verwenden, um den Geschmack zu intensivieren.

Getrocknete Steinpilze sind ein intensives Geschmackswunder, perfekt für Risottos oder als Würze in Suppen und Soßen.

Die Heilkraft des Steinpilzes: Mythos oder Wissenschaft?

Heilkraft: Gemeiner SteinpilzPin

Die Diskussion über die Heilkraft von Steinpilzen bewegt sich zwischen alten Volksweisheiten und moderner Wissenschaft.

Fakt ist: Steinpilze sind reich an Nährstoffen. Dazu gehören B-Vitamine, Vitamin D und Mineralien wie Kalium, Zink und Selen.

Diese Nährstoffe sind bekannt für ihre positive Wirkung auf das Immunsystem und die allgemeine Körpergesundheit.

Einige Studien haben auch gezeigt, dass Steinpilze Antioxidantien enthalten, die freie Radikale im Körper bekämpfen können. Diese Antioxidantien tragen dazu bei, Zellschäden zu verhindern und könnten somit das Risiko für bestimmte chronische Krankheiten reduzieren.

Es gibt auch Hinweise darauf, dass Steinpilze entzündungshemmende Eigenschaften besitzen, was sie zu einem interessanten Forschungsgegenstand in der modernen Medizin macht.

Durch die Ballaststoffe, die sie enthalten, unterstützen sie außerdem die Verdauung.

Auf jeden Fall können Steinpilze – ob gesammelt oder aus dem Supermarkt – eine gesunde Ergänzung zu einer ausgewogenen Ernährung sein.

Samuel und Anja: Autoren von Berginstinct
Hi! Wir sind Anja & Samuel, die Gesichter hinter BERGINSTINCT. Wir lieben Berg- und Hüttentouren, internationale Reisen, sinnvolle Ausrüstung und alles, was mit der Natur zu tun hat. Mehr erfahren…

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